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Nationalspieler steht im Weg

Heute vor 20 Jahren: Nurettin Barka wechselt zu Eintracht Braunschweig

Von Hans-Heinrich Sellmann
Steinhagen (WB). 29 Tore, davon allein fünf in den letzten beiden Saisonspielen - das weckt Begehrlichkeiten. 1986 ist Nurettin Barka einer der Top-Stürmer in der Fußball-Verbandsliga, was sogar Gerd Roggensack auf den Plan ruft. Der Coach hat beim Zweitligisten Eintracht Braunschweig angeheuert - und nimmt Barka mit.

»Roggensack hat damals in Steinhagen gewohnt und mich ein paar Mal beobachtet. Irgendwann rief er dann an.« Für den Angreifer der Spvg. scheint es die einmalige Chance zu sein, ins Profigeschäft zu wechseln. Doch schnell türmt sich vor ihm ein schier unüberwindbarer Berg auf: Ronald Worm. »Die Braunschweiger mussten sich zwischen mir und Ronnie entscheiden. Nur für einen gab es einen Profivertrag.«
Nurettin Barka hat von Beginn an schlechte Karten. Spvg. Steinhagen verweigert die Freigabe, fordert 30 000 Mark Ablöse. Nicht viel für einen Club wie die Eintracht. Damals dürfen die Vereine allerdings nur drei Ausländer einsetzen. Barka hat die türkische Staatsbürgerschaft - wäre somit die Nummer vier und deswegen doch zu teuer. »Ronnie Worm war zwar nicht richtig fit und ist es auch nie wieder geworden. Er war aber der einzige Ex-Nationalspieler in der zweiten Liga. So einen wollte die Eintracht natürlich unbedingt halten.«
Ohne Profivertrag trainiert Barka unter Roggensack mit, wird auch zweimal in Freundschaftsspielen eingesetzt, für ein Spiel in der zweiten Bundesliga reichte es jedoch nicht. Ganze neun Mal läuft er in der Oberliga Nord für die Braunschweiger Amateure auf, ehe der 24-Jährige nach nur fünf Monaten wieder seine Sachen packt. »Der Verein hatte mir zwar eine Wohnung und ein Auto gestellt. Richtig wohl gefühlt habe ich mich aber nie.« Zu den beiden Ex-Arminen Michael Wilke und Torwart Rainer Wilk, die ebenfalls dem Lockruf Roggensacks gefolgt waren, hat er auch privat Kontakt. »Sonst hatte ich keine Freunde.«
Im Rückblick bereut der heutige Bezirksliga-Coach seine schnelle Rückkehr in die Heimat. »Ich hätte bleiben müssen oder zumindest das Angebot der HSV-Amateure annehmen müssen. Heute muss ich sagen, dass ich einfach zu feige war.« Als Uli Braun anrief, der dringend einen Stürmer für den SC Verl suchte, nahm Nurettin Barka dankend an und beendete sein Intermezzo im Kreis der großen deutschen Traditionsvereine.

Artikel vom 26.08.2006