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Erinnerung an
Rainer Barzel


Herford (man). Rainer Barzel ist tot. Unvergessen bleibt das Misstrauensvotum gegen Willy Brandt, bei dem der CDU-Politiker knapp unterlag. Im anderen Fall wäre Barzel neuer Bundeskanzler geworden. Auch die Herforder Christdemokraten haben die Ereignisse von damals noch genau vor Augen. Dem verstorbenen Politiker bescheinigen sie ein großes intellektuelles Format.
»Er hat einen sehr pointierten, scharfsinnigen Vortrag gehalten«, erinnert sich Dr. Herbert Disep, damals stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU, an eine Wahlkampfrede von Barzel in Herford. Disep weiß noch, dass die Stimmung bei der öffentlichen Veranstaltung anfangs nicht nur positiv war. Buhrufe von Kritikern waren zu hören, doch sie verstummten im Laufe des Vortrags - bis die Stimmung vollends umschlug. Disep, mittlerweile 81 Jahre alt: »Plötzlich hieß es: Hi-Ha-He/Rainer ist ok.« Im Zuge des Wahlkampfauftritts kamen der Herforder und Rainer Barzel kurz ins Gespräch - die einzige Begegnung zwischen den beiden.
Die CDU-Stadtverbandsvorsitzende Bärbel Müller hat Barzel nie persönlich kennen gelernt. Besondere Eindrücke hinterließ er für sie in einem Fernsehduell mit Willy Brandt. Der CDU-Mann sei ein geschliffener Redner gewesen. Und er habe gesagt, nachdem Brandt ihm in die Parade gefahren sei: »Herr Brandt, unterbrechen Sie mich ruhig! Ich höre Ihnen gerne zu.« Diese Reaktion habe sie sich genau gemerkt, so Müller: »Ich habe das seitdem selbst öfter im Dialog angewandt. Und das kam immer gut.«

Artikel vom 28.08.2006