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Haken schlagen hilft nicht immer

Hegering-Serie, Folge neun: Hasen haben viele Feinde

Bad Oeynhausen (WB). In einer Serie begleitet das WESTFALEN-BLATT den Bad Oeynhausener Hegering durch das Jahr. In Folge neun geht es heute um den Hasen.
Der recht anpassungsfähige Feldhase ist ursprünglich ein Bewohner der Steppe. Heute lebt er in einer vielfältigen Kulturlandschaft - so auch rund um Bad Oeynhausen - nahezu überall, wenn auch nicht mehr so zahlreich, wie es früher einmal der Fall war.
Hauptsächlich hält er sich im freien Feld auf, kommt aber auch im Wald vor. Den Tag verbringt der Hase meist ruhend in seiner Sasse, eine Bodenmulde, in die er sich drückt. Am Abend wird er zur Nahrungssuche aktiv. Seine Begabung, sich an das jeweilige Gelände anzupassen, ist erstaunlich. Er hält sich, durch sein Fell hervorragend getarnt, auf umgepflügten Sturzäckern, an Feldrainen, Grabenböschungen, auf Wiesen und an Heckenrändern auf. Ist im Herbst und Frühjahr der Bewuchs niedrig, sieht man täglich Hasen in Bad Oeynhausens Feldrevieren.
»Der Hase hat viele Feinde. Nicht nur seine Fähigkeit, sich zu tarnen, sein Beharrungsvermögen und erst im letzten Moment jäh Haken schlagend zu flüchten, sind seine Abwehrmaßnahmen gegen Greifvögel, Füchse und Hunde. Hasen leben als Einzelgänger beziehungsweise paarweise«, erläutert Hartmut Lührmann, Jäger aus Volmerdingsen. »Viele Hasen rücken abends vom Wald des Wiehengebirges her ins Feld und kehren morgens dorthin zurück«, erklärt der Kenner eines der nördlichen Reviere der Stadt. »Die jährlichen Jagdstrecken schwanken stark.« Drei bis vier mal könne eine Häsin zwei bis drei Junghasen zu Welt bringen, von denen jedoch 80 Prozent durch Witterungseinflüsse wie zum Beispiel nasskaltes Frühjahrswetter zu Tode kommen.
Der Rückgang der Hasen in den Feldrevieren hänge nicht zuletzt auch mit einer Verschlechterung der Lebensbedingungen zusammen. »Große Ackerflächen, die fast gleichzeitig abgeerntet werden, entziehen dem Hasen rasch auf vielen Hektar die Nahrungsgrundlage. Feldgehölze, kleine Waldinseln, Böschungen, Hecken und Brachflächen sind in den letzten Jahrzehnten vielfach zugunsten einer mit großen Maschinen vereinfacht zu bewirtschaftenden Feldflur beseitigt worden«, bedauert Landwirt Lührmann.
Füchse oder Rabenkrähen, die mit den veränderten Umweltbedingungen besser zurecht kommen, nähmen dagegen in ganz Ostwestfalen zu und übten ihrerseits Beutedruck auf die Hasenpopulationen aus. »Frei umherlaufende Hunde beunruhigen Hasen, auch wenn sie diese nie erwischen können. Die häufige Anwesenheit von Hunden erweckt beim Hasen aber den Eindruck von häufig auftretenden Raubtieren. Einige Flächen, die täglich von Hunden besucht werden, werden von Hasen gemieden«, hat Hartmut Lührmann schon selbst oft beobachtet. Unter günstigen Bedingungen könne sich jedoch die Zahl der Hasen in einigen Revieren im Jahresverlauf verdoppeln, so dass es auch heute noch möglich ist, zur Jagdzeit in Herbst und Winter eine gute Hasenstrecke zu machen.
Hasenbraten gilt seit jeher auch bei Feinschmeckern als Delikatesse. Bei Interesse an einem Küchenhasen sei die Oeynhausener Jägerschaft im Herbst gerne behilflich.

Artikel vom 26.08.2006