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15 Haller Kinder
leben in Heimen

Bericht der Regionalstelle Nord

Halle (kg). Mit Berliner Verhältnissen ist Halle nicht zu vergleichen. Aber so behütet wie im richtig ländlichen Raum leben die Kinder und Jugendlichen in der Lindenstadt nicht. Das wurde bei einem Bericht deutlich, den Irmhild Schmidt, Leiterin der Regionalstelle Nord, Donnerstagabend über die Entwicklung der Jugend- und Erziehungshilfe im Haller Ausschuss für Jugend und Soziales gab.

Quasi als städtischer »Vorort von Bielefeld« ist Halle stärker belastet als viele andere Kommunen im Kreis. 3,4 Millionen Euro hat der Kreis im Jahr 2005 für die Jugend- und Erziehungshilfe in Halle ausgegeben - 9,5 Prozent der Gesamtaufwendungen in diesem Bereich.
»Halle liegt wirklich im oberen Bereich bei den Familien, in denen es viele Probleme gibt«, sagte Irmhild Schmidt und nannte konkrete Zahlen. Die Regionalstelle musste 2005 in 56 Fällen Trennungs- und Scheidungsberatungen leisten. 30 Einsätze gab es für ambulante Hilfen, also in solchen Familien, wo ganz schnell etwas passieren muss, um Schlimmeres zu verhüten. 17 Kinder lebten 2005 in Pflegefamilien, 15 im Heim beziehungsweise in Wohngruppen.
Im Bereich der Jugend-Gerichtshilfe gab es 105 Anklageschriften gegen Jugendliche und 119 gegen Heranwachsende. Wobei in Halle insgesamt 5200 Jugendliche und junge Erwachsene unter 21 Jahren lebten.
Mit Beratungen und Betreuungen versucht die Regionalstelle, die für die altkreiskommunen außer Versmold zuständig ist, niedrig schwellige Hilfen anzubieten und die Kinder möglichst in ihren Familien zu lassen - mitunter eine Gratwanderung. Doch manchmal gibt es zum Beispiel wegen Kindeswohl-Gefährdung auch keine Alternative zur (vielleicht nur kurzfristigen) Heimunterbringung. Diese kostet pro Tag mindestens 128 Euro, kann womöglich aber für psychisch erkrankte Kinder bis zu 250 Euro teuer werden.
Das Jugendamt - das war früher in vielen Familien eine Drohung. Heute wenden sich viele Eltern, die beispielsweise bei Trennungsfällen oder psychischen Erkrankungen Hilfe benötigen, von allein an die Mitarbeiter der Regionalstelle. Von der Gründung der Familienzentren verspricht sich die Regionalstelle einiges. »Gerade im niederschwelligen Bereich sind sie sehr nötig«, sagte Irmhild Schmidt im Sozialausschuss.

Artikel vom 26.08.2006