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Siedlungsspuren
auf dem Parkplatz

Archäologischer Fund am Klinikum

Minden (WB). Für den ungeübten Betrachter sind es ein paar Quadratmeter Erde, gespickt mit Scherben. Doch handelt es sich hierbei um Spuren einer Siedlung, die nach ersten Erkenntnissen aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert vor Christus stammt.
Hannelore Kröger und Werner Best (2. u. 3. v.l.) vom Amt in Münster erläutern den Fundort.

Dort, wo künftig die Besucher des Johannes Wesling Klinikums ihre Autos abstellen werden, befand sich - soweit die Archäologen bisher beurteilen können - vor 2.300 Jahren ein Haus: Erdverfärbungen, die aus der damaligen Bauweise mit Holz, Stroh und Lehm resultieren, weisen auf Pfähle und Wandreste hin und markieren so die Grenzen des alten Hauses.»Damals gab es Gehöfte mit einem großen Haupthaus, etwa 20 - 25 Meter lang. In diesen lebten Mensch und Tier gemeinsam«, erläutert Werner Best vom Westfälischen Museum für Archäologie, Landesmuseum und Amt für Bodendenkmalpflege, einer Dienststelle des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Den Fund auf der Klinikbaustelle schätzt er als durchaus wichtig ein: »Der Fund hier stammt aus der gleichen Zeit wie die Wittekindsburg. Er hilft, das Siedlungsbild zu vervollständigen.«
Das Alter der Fundstücke wird dabei zunächst über Machart und Form eingeschätzt - finden sich während der Grabungen ausreichend große Mengen organischer Stoffe, könnte mittels der sogenannten Radio-Carbon-Methode eine genaue Bestimmung auf etwa 100 Jahre erfolgen.
Bei den Ausgrabungen werden Werner Best, die wissenschaftliche Referentin Hannelore Kröger sowie Hans-Otto Pollmann und Vermessungstechniker Andreas Ribbe (ebenfalls Westfälisches Museum für Archäologie, Landesmuseum und Amt für Bodendenkmalpflege) unterstützt von Hilfsarbeitern. Dies ist nötig, da das Amt nicht über eigenes Personal verfügt.
Und Eile ist auch geboten, denn der Denkmalschutzgesetz erlaubt zunächst nur einen Baustopp von drei Tagen. Doch ganz so schnell müssen die Archäologen dann doch nicht arbeiten: In Verhandlungen mit der Firma Hillbau einigte man sich auf eine Arbeitszeit von 14 Tagen - Hillbau wird in dieser Zeit an anderen Punkten auf der Großbaustelle weiterarbeiten, so dass sich keine Verzögerung des Baus ergibt.

Artikel vom 26.08.2006