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Regierung weist
Vorwürfe zurück

Anwälte: Kurnaz wurde gefoltert

Bremen (dpa). Nach der Freilassung des Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz haben seine Anwälte deutschen Behörden eine Mitschuld an der mehr als viereinhalb Jahre langen Gefangenschaft gegeben.Murat Kurnaz ist wieder im Elternahaus.

Die USA hätten 2002 laut einem Bericht der Bundesregierung eine Freilassung des heute 24-jährigen Deutsch-Türken angeboten, sagte Anwalt Bernhard Docke am Freitag in Bremen. Dies sei von deutscher Seite abgelehnt worden. Die Bundesregierung wies Vorwürfe wegen staatlicher Versäumnisse zurück.
Kurnaz war am Donnerstagabend nach viereinhalb Jahren Haft nach Deutschland zurückgekehrt. Seit Freitagmorgen ist er wieder in seinem Bremer Elternhaus. Sein Anwalt Baher Azmy sagte in Bremen, über eine Haftentschädigung werde noch zu sprechen sein.
»Die Bundesregierung hat sich nichts vorzuwerfen«, sagte Vize- Regierungssprecher Thomas Steg am Freitag, der auch stellvertretender Sprecher der rot-grünen Regierung war. Sie sei vielmehr bei den USA tätig geworden und habe die Freilassung des Deutsch-Türken erreicht.
Docke wie auch Azmy berichteten über die schweren Folterungen, die der 24-Jährige erleiden musste. Noch während seines Rückflugs sei er gefesselt und mit zugebundenen Augen von 15 Soldaten bewacht worden. Während der Gefangenschaft habe er jahrelang in grellem Neonlicht in einem Käfig gelebt. Über die genauen Vereinbarungen zur Freilassung sei er als Anwalt nicht informiert, sagte Docke.
In Bremen werden nach Angaben von Staatsanwalt Uwe Picard die Ermittlungen wegen Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen Kurnaz wieder aufgenommen. Kurnaz solle aber »erstmal hier in Bremen angekommen sein«. Dann werde er Kontakt mit den Verteidigern aufnehmen und die Sache besprechen. Bei den Ermittlungen hatten sich damals Hinweise ergeben, dass Kurnaz möglicherweise gegen die Amerikaner kämpfen wollte.

Artikel vom 26.08.2006