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Mit einem Lächeln im Gesicht

Gelungener Busch-Abend mit Paul Grohs an der Tonnenheider Mühle

Tonnenheide (WB). Der Vogel, scheint mir, hat Humor - und nicht nur das. Ein kleines aber feines (weil aufmerksames) Publikum hatte sich im Fachwerkhaus an der Tonnenheider Mühle eingefunden, um den »Mori- und anderen Taten« des Wilhelm Busch zu lauschen.

Zu Gast war der Bielefelder Lied- und Oratoriensänger Paul Grohs, der den Humoristen, Zeichner, Maler und Dichter Wilhelm Busch einmal von einer ungewöhnlichen Seite zeigte: vertont. Eingeladen hatten im Rahmen der LandArt-Aktivitäten die Mühlengruppe im Heimatverein Tonnenheide und die VHS Altkreis Lübbecke. Paul Grohs eröffnete sein Programm mit einer »Ode an die Mühle«, übrigens die einzige Fremdkomposition dieses Abends.
Was hatte der Bass-Bariton Grohs nicht an Schätzen ausgegraben. Bekanntes, wie zwei Streiche von »Max und Moritz« oder »Die alte Mamsell Schmöle«, aber auch - und das war die eigentliche Überraschung des Abends - selten gehörte, fast völlig unbekannte Texte. In der »Kneip-Zeitung« für den Kunstverein Jung-München, dem Busch angehörte, hat Grohs sie entdeckt: die »Romanze vom nützlichen Soldaten«, die »Eisenbahnfahrt« und auch das Loblied »Für einen Porträtmaler«.
Seine Kompositionen zeigten den durch das Kunstlied geprägten Musiker und Komponisten. Die Interpretationen machten die enorme Bandbreite Grohs deutlich. Seine ausgezeichnete Gesangstechnik im Zusammenspiel mit den variantenreichen Arrangements waren wie geschaffen, die große Ausdruckskraft seiner warmen, raumfüllenden Stimme zur Geltung zu bringen. Seine pointiert gesetzte Mimik ließ auch das Auge teilhaben und zauberte ein Lächeln in die Gesichter. Passend zum Genussmenschen Busch - dem Thema Essen und Trinken war ein Block gewidmet - hatten Helferinnen für die Pause einen Imbiss aufgetischt. Die in warmes Licht getauchte Mühle gab dafür den stimmungsvollen Rahmen.
Grohs überzeugte nicht nur durch die Bandbreite seiner Stimme, sondern auch als einfühlsamer Begleiter, mal auf Keyboard, mal auf Gitarre. Bewundernswert, dass er diesen Abend gestaltete, ohne Notenblatt oder Textvorlage. Alles war leicht und schwebend, und mit der Zugabe »Der Vogel, scheint mir, hat Humor« setzte er einen wundervollen Schlusspunkt. Detthard Wittler

Artikel vom 26.08.2006