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Ihr Glück fand
sie jenseits
der Grenze

Berta Adlung feiert 95. Geburtstag

Pr. Ströhen (WB). Als sie 90. Geburtstag feierte, wohnte Berta Adlung, geb. Vogt, in Braunschweig. Aus gesundheitlichen Gründen zog sie 2003 ins Seniorenheim Gärtner nach Pr. Ströhen. Dort leben ganz in der Nähe Tochter Irmgard und Ehemann Wilhelm Helmerking. Am Samstag wird die Seniorin 95 Jahre alt.
Berta Adlung feiert am Samstag 95. Geburtstag.

Viele Glückwünsche werden der Hochbetagten zugehen und Heimleitung, Kirchengemeinde und Stadt Rahden gratulieren. Auch ihre Kinder Kindern Kurt und Irmgard, Schwiegertochter Sigrid, sechs Enkel und acht Urenkel im Alter von zwei bis 17 Jahren wünschen der Jubilarin Glück. Sohn Otto verstarb im 2002 in Braunschweig.
Berta Adlung schaut auf ein arbeitsreiches Leben zurück. Am 26. August 1911 erblickte sie in Görchen in der Provinz Posen das Licht der Welt. Von ihren sechs Geschwistern, Bruder Albert fiel als Soldat, lebt nur noch die sieben Jahre jüngere Schwester Hildegard in der Nähe von Berlin. Die Jubilarin wuchs auf dem Land auf. Ihre Eltern bewirtschafteten einen Bauernhof. 1917 wurde sie eingeschult und blieb nach Schulzeit und Konfirmation bis zum 20. Lebensjahr zu Hause tätig. Ihr Heimatort gehörte zu Polen und so boten sich kaum Bildungsmöglichkeiten. Ihr Elternhof lag nahe der deutschen Grenze. Ein Grenzpassierschein machte es ihr möglich, zum Tanzen ins Nachbarland zu gehen. »Dabei habe ich meinen Paul kennengelernt«, denkt sie noch heute an ihre Jugend zurück. Die beiden heirateten und wohnten in Gahle. Ihr Mann war später Vogt auf der Domäne Wasmus, wo auch Berta Adlung in der Land- und Hauswirtschaft mit tätig war.
Als 1945 die Front näher rückte, verließ die Familie mit den Söhnen Otto und Kurt im Treck ihre Heimat. Berta Adlung war mit Tochter Irmgard schwanger. Kurz vor Dresden erlebten sie die Bombardierung der Stadt. Auf Anraten der Behörden kam Berta Adlung mit ihren Kindern nach Berlin und von dort nach Falkenberg zu Verwandten.
Ihr Mann führte den Treck weiter bis nach Braunschweig. Am 1. November 1945 traf dort auch die Jubilarin mit Kindern ein. Ihre Uhr hatte sie gegen einen Kinderwagen eingetauscht, in dem sie neben der Tochter auch ihr geringes Habe transportierte.
Die Familie blieb in Braunschweig und baute 1961 ein Haus. Die Jubilarin betätigte sich als Raumpflegerin, ihr Mann war in der Bauwirtschaft tätig. Paul Adlung verstarb 1989.
Des Öfteren wurde sie von ihrer Tochter nach Pr. Ströhen geholt, nahm sogar an den Ausflügen des Heimatvereins teil. Als sie gesundheitliche Probleme bekam, zog sie ganz ins Seniorenheim. »Hier fühle ich mich rundherum wohl«, versichert Berta Adlung, die an den Veranstaltungen im Heim und im Ort teilnimmt. Sie strickt gern, liest Zeitung und freut sich, dass ihre Tochter fast täglich mit ihr einen Spaziergang macht.

Artikel vom 26.08.2006