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Frauen-Sozialdienst sucht Eltern mit Mitgefühl

»Westfälische Pflegefamilien« betreuen derzeit 701 Kinder und Jugendliche im Kreis Paderborn


Kreis Paderborn (WV). »Was wir brauchen, sind Eltern mit Mitgefühl«, sagt Ricarda Hasse. Die Sozialarbeiterin und Kinder- und Jugendpsychotherapeutin sucht und vermittelt im Kreis Paderborn Familien und Paare, die ein Kind aufnehmen. Doch die Suche ist schwierig. Immer weniger Menschen wollen sich dieser anspruchsvollen Aufgabe stellen.
Ricarda Hasse arbeitet für den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Paderborn, der im gesamten Hochstift Pflegekinder und -eltern vermittelt und begleitet. Der SkF ist eine von 35 Beratungsstellen für die »Westfälischen Pflegefamilien« in Westfalen-Lippe. Der Landschaftsverband hat diesen Beratungsdienst eingerichtet, der zur Zeit 701 entwicklungsbeeinträchtigten oder behinderten Kindern und Jugendlichen die Chance bietet, in einer Familie aufzuwachsen.
Die Kinder, die Ricarda Hasse vermittelt, sind nicht einfach. Geduld und Toleranz müssen die Pflegeeltern vor allem aufbringen. »Sie brauchen Vorwissen und Motivation«, sagt Ricarda Hasse, »aber man muss kein pädagogischer Vollprofi sein.«
Mit ungefähr sechs oder sieben Jahren kommen die Kinder in die Pflegefamilien. Sie bleiben bis zum 18. Lebensjahr, häufig länger. »Natürlich haben sie ein anderes Startniveau«, sagt Ricarda Hasse, »aber wenn man ihnen hilft, können sie ihren Weg gehen.« Sie führt die Anbahnung zwischen Kindern und Eltern durch - ein langwieriger, vorsichtiger Prozess -, sie ist regelmäßiger Gast in den Familien und Gesprächspartnerin für alle Seiten und sie vermittelt zwischen Herkunfts- und Pflegefamilie.
Seit 16 Jahren arbeitet Ricarda Hasse für die »Westfälischen Pflegefamilien« mit viel Erfolg, wie zuletzt in einer Studie des Landschaftsverbandes festgestellt wurde. Die fachliche und persönliche Beratung, der vertrauensvolle Umgang mit den Pflegeeltern, das Vermittlungs- und Auswahlverfahren sowie die Gestaltung des Kontaktes zum Pflegekind wurden als überdurchschnittlich hervorgehoben. Dennoch: Die Zahl der interessierten Eltern wird immer kleiner. Das ist ein Zeichen der Zeit. »Wer Kinder aufnimmt, muss in seinen persönlichen Interessen zeitweise zurückstecken«, sagt Hasse. Dabei hat niemand, den Ricarda Hasse betreut, die Entscheidung für ein Pflegekind bereut. Im Gegenteil. Für die meisten Pflegeeltern ist es eine persönliche Bereicherung die Kinder auf ihrem oft schwierigen Lebensweg zu begleiten. Denn sie seien »etwas ganz Besonderes, kleine Überlebenskünstler«, glaubt Ricarda Hasse. Kontakt: 05251/12196-14 oder wpf@skf-paderborn.de

Artikel vom 26.08.2006