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Intensives Musikerlebnis begeistert Publikum

Gelungene Auftaktveranstaltung zum Kreiskirchentag mit der »Petite Messe Solennelle«

Von Sonja Gruhn
Espelkamp (WB). Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein gewaltiger Auftakt zum Kreiskirchentag 2006, den die Zuschauer in der ausverkauften Thomaskirche am Donnerstagabend erleben durften.

Darüber hinaus war es auch gewissermaßen eine historische Neuauflage: denn nach langer Zeit schlossen sich die beiden Kantoreien, die der Espelkamper Martins-Kirchengemeinde und die der St. Andreas-Gemeinde Lübbecke, zu einem großen stimmgewaltigen Chor zusammen.
Gemeinsam mit dem Sinfonieorchester Lübbecke präsentierten die etwa 120 Sängerinnen und Sänger eines der wohl großartigsten Werke der Romantik: die »Petite Messe Solennelle« des Opernkomponisten Gioacchino Rossini. Als Solisten waren Sabine Szameit (Sopran), Silke Dubilier (Alt), Vernon Kirk (Tenor) und Andreas Jören (Bass) mit wundervollen Einlagen beispielsweise beim »Qui tollis« und dem »Gloria« zu hören. Besonders beeindruckend war die Kraft der Stimmen, die mal wie eine aufbrausende Brandung durch die Thomaskirche hallte, mal ganz sanft wie das Fließen einer ruhigen Strömung die Zuhörer einfing. Unter der Leitung von Espelkamps Kantor Roger Bretthauer und mit der Unterstützung von Kantor Heinz-Hermann Grube an der Orgel entstand ein unvergessliches Konzerterlebnis. Es breitete sich ein Klangteppich in dem Gotteshaus aus, der an Emotionen und Intensität kaum zu überbieten war. Dies war dem harmonischen Zusammenspiel aller Beteiligten zu verdanken.
»Es war hervorragend, ein äußerst gelungener Auftakt«, lobte auch Superintendent Dr. Rolf Becker am Ende des Konzertes. »Das war genau das, was wir zum Start des diesjährigen Kreiskirchentages gebraucht haben. Die Solisten waren exquisit. Es war für mich persönlich ein hoher Genuss und angesichts des lang anhaltenden Applauses wohl auch für die anderen Zuhörer. Ein großer Dank an die Kantoren.« Dieses Konzert sei zugleich ein Musterbeispiel für die Zusammenarbeit heimischer Kräfte. »Hier steckt so viel Potenzial im Kirchenkreis. Es ist toll, was hier mit den eigenen Leuten auf die Beine gestellt wird. Da muss man doch gar nicht unbedingt immer auf Akteure von außerhalb zurückgreifen«, so das begeisterte Statement des Superintendenten.
Die erste Fassung des Werkes entstand 1863 in Paris, als Rossini sich schon zur Ruhe gesetzt hatte und nur noch wenige Werke schrieb. Die Uraufführung fand am 14. März 1864 anlässlich der Einweihung der Privatkapelle des befreundeten Pariser Adeligen Graf Michel-Will statt. Instrumentiert wurde das Werk erst im Jahr 1867. Rossini nutzte die vielfältigen Klangfarben der Holz- und Blechbläser, der Streicher und bezog sogar zwei Harfen mit ein. In dieser Fassung wurde die Messe auf Wunsch des Komponisten erst nach seinem Ableben, im Théâtre Italien in Paris 1869 erstmalig musiziert.

Artikel vom 26.08.2006