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Rechte Szene
wandelt sich

Heute Seminar über Rechtsrock

Von Hartmut Horstmann
Herford (HK). Jan Raabe hat selbst erlebt, wie ein Freund über rechte Rockmusik in braune Gefilde abdriftete. Für den späteren Sozialpädagogen war dies ein Impuls, sich intensiv mit der Thematik auseinander zu setzen. Am heutigen Montag leitet er in Herford ein Seminar über »Rechtsrock«.

Das vierstündige Seminar richtet sich an so genannte Multiplikatoren, also Lehrer und Sozialarbeiter. Veranstalter sind das Kuratorium »Erinnern, Forschen, Gedenken« und das Regionale Bildungsbüro. Beginn ist um 14 Uhr im Elsbach-Haus. Auch Kurzentschlossene können an dem Seminar noch teilnehmen, welches auf eine Ausstellung verweist, die am Freitag im Zellentrakt eröffnet wird: »Rechtsrock - Hass und Rassismus aufs Ohr«.
Mit dem Bielefelder Jan Raabe haben die Seminar-Veranstalter einen Experten gewonnen, der viel beachtete Buchveröffentlichungen vorweisen kann. Als 500-seitiges Standardwerk gilt »RechtsRock - Bestandsaufnahme und Gegenstrategie«. Zahlreiche Seminare hat der 35-Jährige bereits zu dem Thema abgehalten. Einige der Fragen, die immer wieder gestellt werden: »Was ist mit den Böhsen Onkelz? Wie sieht es mit Verboten aus? Warum begeistern sich Jugendliche für eine oft qualitativ schlechte Musik?«
Dass die »Onkelz« aus der rechten Ecke kommen und diese bedienen, steht für Raabe außer Frage. Als klassische Rechtsrock-Band nennt er »Wehrwolf«, doch hat sich die Szene gewandelt. Vorbei sind die Zeiten, als einzig die »Glatzen« als Ausdruck rechter Rock-Gesinnung galten: »In den letzten fünf bis sechs Jahren hat sich das Ganze ausdifferenziert.« Vom Dark Wave über Ska bis hin zu »Spaßprojekten« reichen die Stile, in denen sich braunes Gedankengut finden kann.
Der Ruf nach Verboten ist oft wirkungslos, wie der Experte erfahren hat. In Zeiten der Globalisierung gebe es immer Möglichkeiten, an derartige Musik zu kommen. Hinzu kommt eine gewisse Gewieftheit. So wird der größte Teil der Rechtsrock-Lieder vor dem Erscheinen von Anwälten auf zu beanstandende Text-Stellen hin geprüft.
Warum die Rechtsextremen auf die Musik setzen, ergibt sich aus deren besonderer Rolle beim Erwachsenwerden. Raabe: »Musik drückt ein Lebensgefühl aus.«
Auch in der Region gibt es Bands, die zum rechten Spektrum gehören. Die bekanneste sei »Sleipnir« aus Gütersloh. Als einschlägiges Label tritt »Wewelsburg-Records« aus Bielefeld in Erscheinung.

Artikel vom 28.08.2006