26.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Stephan Rechlin

Gütersloher Wochenschauer

Schock und Respekt


Der Beschluss des Presbyteriums der evangelischen Kirche zum Verkauf von drei Gemeindezentren schockiert - und verdient höchsten Respekt. Angesichts drastisch schrumpfender Steuereinnahmen trennen sich die evangelischen Christen von Gebäuden und investieren über ihre neu gegründete Stiftung in die Menschen, die Gemeinden erst lebendig und lebenswert machen.
Mit diesem Beschluss ist das Gütersloher Presbyterium dem Kirchenkreis Gütersloh weit voraus, der sich in stundenlangen Synoden bisher nur in der Lage sah, halbe Stellen zu streichen. Der Fairness halber sei eingeräumt, dass auch der Verkauf zwei Jahre früher hätte beschlossen werden können - solange schon dauert die Debatte über die Neuausrichtung der evangelischen Kirche unter dem Druck sinkender Einnahmen. Offenbar brauchten Gemeindemitglieder diese Zeit, um die Notwendigkeit des Verzichts einzusehen. Die Einsicht resultiert nicht nur aus dem demographischen und wirtschaftlich bedingten Einnahmeverlust. Sie zieht auch die Konsequenz aus der Tatsache, dass eine formal 2400 Mitglieder zählende Gemeinde nicht in der Lage ist, 16,66 Euro pro Person und Jahr zu spenden, um die der Kasse fehlenden 40 000 Euro zu verschaffen, die benötigt werden, um ein Gemeindezentrum zu erhalten.
In den vom Verkauf betroffenen Stadtteilen schießen nun die Gerüchte ins Kraut, wer die Kirchen wohl kaufen wird. Der Investor sollte so früh wie möglich an die Öffentlichkeit treten.

Artikel vom 26.08.2006