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Kliniken rücken enger zusammen

Krankenpflegeschulen unter einem Dach - Finanzielle Sorgen nach dem Ärztestreik

Von Karin Koteras-Pietsch
Herford (HK). Das Klinikum Herford und das Klinikum Lippe mit seinen Standorten Detmold, Lemgo und Bad Salzuflen verstärken ihre Zusammenarbeiten. Nächste Projekte sind die Zusammenlegung der Krankenpflegeschulen (HERFORDER KREISBLATT vom 16. August) und das Brustzentrum.

Zum 1. August haben sich die drei Pflegeschulen der beiden kommunalen Träger zur Krankenpflegeschulen Herford/Lippe GmbH zusammengefunden. 337 Ausbildungsplätze im Bereich der Erwachsenenpflege und 78 im Bereich Kinderkrankenpflege werden künftig in drei Schulen unter dem Dach der GmbH angeboten. Sitz der GmbH ist Herford. Beide Krankenhausträger sind an der kommunalen, gemeinnützigen GmbH zu je 50 Prozent beteiligt. Die Kliniken reagieren mit diesem Schritt auf die veränderten Rahmenbedingungen im Bereich der Krankenpflegeausbildung, informierten gestern die beiden Geschäftsführer Martin Eversmeyer (Herford) und Peter Schwarze (Lippe), Landrätin Lieselore Curländer und Lippes Landrat Friedl Heuwinkel sowie die beiden Geschäftsführer der GmbH, Theo Brockmann (Herford) und Ulrich Herzog (Lippe). So sei beispielsweise die Ausbildung mit 2100 theoretischen Stunden umfangreicher geworden. Das erfordere unter anderem professionellere Referenten, die in allen drei Schulen unterrichten sollen. Die Zusammenarbeit starte mit dem Ziel, die Schulen weiter auszubauen und die Ausbildung in der Region zu sichern. Gleichzeitig informierten die Verantwortlichen auch darüber, dass die beiden Lipper Schulen auf Dauer in einer Schule am Standort Detmold zusammengefasst werden sollen.
Bereits im Spätherbst steht die Etablierung des Brustzentrums Lippe/Herford an. Gespräche mit der Bezirksregierung und den Verbänden der Krankenkassen sind geführt. Mit dem neuen Brustzentrum wird ein umfassendes Angebot für die Patientinnen vorhanden sein. Operationsstandorte werden Lemgo und Herford sein. Darüber hinaus planen die Kliniken weitere Kooperationen vor allem im medizinischen Bereich. In den kommenden Monaten soll vor allem mit den Ärzten ein Austausch über mögliche Zusammenarbeit stattfinden.
Neben der positiven Entwicklung in Sachen Zusammenarbeit plagen das Klinikum aber auch finanzielle Sorgen im Anschluss an den Streik. Für den August rechnet Martin Eversmeyer mit fünf bis sechs Prozent geringerer Belegung, als erwartet. Das bedeutet laut Geschäftsführer ein Minus von mindestens 200 000 Euro, eher 500 000 Euro. Darüber hinaus rechnet er durch die Gehaltserhöhungen zwischen fünf und sieben Prozent, die die Tarifabschlüsse beinhalten, mit Mehrkosten in Höhe von mindestens 1 bis 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Noch sei nicht klar, wie diese Kosten aufgefangen werden sollen. Zumal die geplante Gesundheitsreform auch noch eine Budgetkürzung in Höhe von 1,5 Prozent vorsehe. »Eine katastrophale Entwicklung«, so Eversmeyer. Hier sei jetzt die Politik gefordert. Eine Refinanzierung der Mehrkosten durch die Krankenkassen sei dringend erforderlich. Falls diese nicht komme, müsse dort gespart werden, wo die Mehrkosten entstünden, bei den Ärzten. »Da gibt es zwei Möglichkeiten«, so der Geschäftsführer. Entweder das Einkommen der Ärzte sinke, weil sie weniger Bereitschaftsdienste haben oder die Löhne steigen, dann werde es weniger Ärzte geben. »Kommt es zu einem Desaster«, so Eversmeyer, müsste als allerletzte Lösung die Eigenbeteiligung der Patienten angehoben werden. »Alle fordern Qualitätsverbesserung, nur will sie niemand bezahlen«, bedauerte der Klinikchef.

Artikel vom 25.08.2006