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Grüne kritisiert
Landesregierung

Daniela Schneckenburger in Vlotho

Vlotho (mar). Über Entwicklungen und Perspektiven der Frauenpolitik diskutierte die neue Landesvorsitzende der Grünen in NRW, Daniela Schneckenburger, am Donnerstagabend mit etwa fünfzehn interessierten Frauen und Männern auf der Burg. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Grünen Liste Vlotho.

Die Dortmunderin, die seit Februar diesen Jahres das Amt der Landesvorsitzenden ausübt, besuchte zum ersten Mal die Weserstadt. Und kam mit positiven Erwartungen: »Arndt Klocke hat mir Vlotho in den leuchtensten Farben geschildert«, verweist sie auf ihren Amtskollegen aus Vlotho, mit dem zusammen sie den NRW-Grünen vorsteht. Anlass für ein Nachdenken über frauenpolitische Fragen sieht die Politikerin vor allem in den geplanten Kürzungen im Landeshaushalt, die mit 4,1 Millionen Euro auch Beratungseinrichtungen für Frauen, Mädchenhäuser und die Landesfachstellen Gewalt betreffen. Die Regionalstellen Frau und Beruf fallen von 2007 an wahrscheinlich komplett aus dem Etat. »Frauenpolitik hat keine Lobby in der derzeitigen Regierung«, erklärt Daniela Schneckenburger die massiven Kürzungen.
Thema des Diskussionsabends war vor allem das mangelnde politische Engagement junger Frauen, das besonders ländliche Gebiete betrifft.
»Die jungen Mädchen werden meist spät politisiert und auch wenn sie interessiert sind, gehen sie nach dem Schulabschluss oft in größere Städte und kehren dem ländlichen Raum den Rücken«, weiß die Grünen-Vorsitzende. »Wir müssen uns wieder Zugang zur Lebenswirklichkeit junger Frauen verschaffen«, ist Daniela Schneckenburgers Appell.
Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang auch, inwieweit frauenpolitische Fragestellungen in der Wahrnehmung der meisten Frauen überhaupt noch eine Rolle spielen. Claudia Klocke, Sprecherin des Vlothoer Frauenbündnisses, vermutet vorsichtig, dass die Notwendigkeit zum Engagement für die Rechte der Frauen bei vielen nicht mehr bestehe, weil ein gewisser Standard erreicht sei, mit dem Frauen sich arrangierten. Trotzdem seien Frauen in höheren Positionen und wichtigen Schnittstellen immer noch rar gesät: »Im Rat der Stadt Vlotho sind von 34 Mitgliedern nur sieben weiblich«, gibt Claudia Klocke ein Beispiel.
Einig waren sich die Teilnehmer, dass die Themen Ganztagsbetreuung, Wiedereinstieg in den Beruf und Ausbildung wichtige Eckpunkte der nordrhein-westfälischen Frauenpolitik bleiben müssten. Daniela Schneckenburger zog eine positive Bilanz des Diskussionsabends: »In Vlotho ist eine ganze Menge los und es gibt viele engagierte Menschen«, lobte sie.

Artikel vom 26.08.2006