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»Mit Gottes
Hilfe gebaut«

Mennoniten stellen Bethaus vor

Von Jürgen Gebhard (Text u. Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Andere Bauherren sind einfach nur stolz auf das, was sie mit ihren Händen geschaffen haben. »Wir sind vor allem dankbar, dieses Haus mit Gottes Hilfe für Gott gebaut zu haben«, sagt Gemeindeleiter Johann Töws. An diesem Wochenende wird das ehemalige Kollerhaus der alten Ziegelei auf dem Gut Deesberg als Bethaus der Mennoniten-Kirchengemeinde Bad Oeynhausen feierlich seiner neuen Bestimmung übergeben.

Die ehemals in einer Bad Oeynhausener Schule beheimatete Gemeinde hatte das markante Backsteingebäude an der Ortsgrenze zu Vlotho vor drei Jahren erworben und mit Unterstützung auswärtiger Glaubensbrüder und -schwestern in ein großzügiges Gemeindezentrum verwandelt.
Auf drei Etagen stehen jetzt rund 1 000 Quadratmeter zur Verfügung. Der Mittelpunkt des Bethauses ist der Saal mit 300 Sitzplätzen, in dem die Gottesdienste gefeiert werden. Abgetrennt von dem Saal ist hinter einer schalldichten Scheibe ein Raum für Mütter, die mit ihren Kleinkindern an den per Lautsprecheranlage übertragenen Gottesdiensten teilnehmen wollen. Zusätzlich gibt es in dem neuen Bethaus unter anderem eigene Räumlichkeiten für die Kinder und die Jugendlichen, für Schulungen und für den Chor. Eine große Küche und ein Speisesaal sind ebenso vorhanden wie eine Hausmeisterwohnung. In einem Nebengebäude befindet sich eine Werkstatt, in der handwerklich geschickte Gemeindemitglieder defekte Rollstühle instand setzen, um sie an Hilfsbedürftige in anderen Ländern zu schicken.
Anders als bei den etablierten Kirchen haben die Gemeindemitglieder und deren Freunde nicht nur praktisch alle Arbeiten in Eigenleistung übernommen, sondern auch die Finanzierung sichergestellt. Unproblematisch sei die Zusammenarbeit mit den Behörden gewesen, freut sich die Gemeindeleitung. Lediglich von außen habe man das alte Haus, das sogar eine neue Zufahrt an die Hauptstraße bekommen hat, kaum verändern dürfen. Um Kosten zu sparen, haben die Gemeindemitglieder Treppen und Fensterbänke aus dem ehemaligen Bürohaus der Weserhütte eingebaut. Selbst die Tische und Stühle im großen Tagungsraum stammen aus jenem Betrieb. Gebraucht ist auch die Kantinenküche - die großzügige Spende einer anderen Firma.
Zur Mennoniten-Kirchengemeinde Bad Oeynhausen gehören 114 Mitglieder, die auch aus Kalletal, Hüllhorst, Minden und Vlotho stammen. In Vlotho selbst gibt es eine andere Mennoniten-Gemeinde, die aber einer anderen Glaubensrichtung angehört.
Mehr als 200 Personen zählen zu den regelmäßigen Besuchern. Beim allerersten Gottesdienst in dem neuen Deesberger Bethaus am 30. Juli seien vier Jugendliche mit der Taufe neu in die Gemeinschaft aufgenommen worden. »Erst wenn jemand gläubig ist und sich zu Gott bekehrt hat, wird er getauft«, erklärt Gemeindeleiter Johann Töws und verweist auf die gängige Praxis zur Zeit Jesu.
Die Türen des Bethauses stünden - nicht nur an diesem Wochenende - allen Menschen offen. »Ganz besonders laden wir zum ÝTag der offenen TürÜ die Firmen und die Ämter ein, die uns geholfen haben, aber auch diejenigen der älteren Generation, die früher einmal in diesem Gebäude gearbeitet haben«, erwartet der Gemeindeleiter zahlreiche Besucher.
»Wir wollen hier Gott verherrlichen, nicht uns. Wir wollen zeigen, dass Gott das geschaffen hat, er hat uns genutzt«, erklärt in diesem Zusammenhang Johann Töws aus tiefster Überzeugung.

Artikel vom 25.08.2006