25.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Brandanschlag an
der Bünder Straße

Molotow-Cocktail gegen Asylbewerberheim geworfen

Von Claus Brand (Text und Fotos)
Löhne-Bahnhof (LZ). Das Motiv liegt noch im Dunkeln. Ein Racheakt gegen einen Bewohner, eine Beziehungstat oder ein fremdenfeindlicher Hintergrund sind für den Bielefelder Staatsschutz mögliche Gründe des Brandanschlags auf das Asylbewerberheim an der Bünder Straße. Nur durch glücklich Umstände ist offenbar niemand zu Schaden gekommen.

In der Nacht zum Mittwoch fliegt um 1.30 Uhr der Brandsatz vom Innenhof gegen ein Fenster mit Doppelverglasung in der zweiten Etage. Nur die äußere Scheibe splittert. Der Molotow-Cocktail fällt auf einen Kellerschacht und richtet kaum Schaden an. Gestern sind an der gelben Fassade nur noch Rußspuren zu erkennen. Glassplitter liegen um den mit einem Gitter versehenen Kellerschacht. Rainer Koch, Sprecher der Polizei Herford: »Hätte sich im Umfeld leicht entflammbares Material befunden, hätte das Ganze viel schlimmer enden können.«
Ein aus Afghanistan stammender Bewohner des Hauses, der seit 20 Monaten in Deutschland lebt, ruft über sein Handy in der Tatnacht die Polizei, die wenig später vor Ort ist. »Ich lag schon im Bett, habe noch ferngesehen und dann plötzlich den Lärm gehört.« Sofort habe er den Fernseher ausgemacht, aus dem Fenster geschaut und die aufsteigende Rauchwolke gesehen. Der 26-Jährige wohnt über dem Zimmer, gegen dessen Fenster der Flaschen-Brandsatz geflogen ist.
Der 46-jährige Ömer Demir, Kurde, lebt mit seinem Sohn in den beiden Zimmern neben dem Raum des Mannes aus Aserbaidschan, der sich zum Zeitpunkt des Anschlags nicht im Haus aufhielt. Mit einigen anderen Bewohnern ist Demir kurze Zeit nach dem Wurf des Geschosses gegen das Fenster ins Freie geeilt, wo die Bewohner aber niemanden mehr antrafen. Wie Kriminalhauptkommissar Harald Brüntrup der LÖHNER ZEITUNG auf Anfrage erklärte, taucht der Aserbaidschaner, der ein wichtiger Zeuge ist, nur alle 14 Tage im Wohnheim auf. Brüntrup: »Wir haben die Nachricht hinterlassen, dass wir dringend mit ihm reden wollen.«
So erhoffen sich die Staatsschützer von ihm Erkenntnisse, ob es sich um einen Racheakt gegen seine Person handelt oder der Wurf gegen das Fenster von Zimmer 21 zufällig erfolgt ist und womöglich einen ausländerfeindlichen Hintergrund hat. Brüntrup: »Wir sind am Anfang der Ermittlungen.« Vor Ort war vom Hausmeister zu erfahren, dass die beschädigte Scheibe so schnell wie möglich ausgetauscht wird.
Die Polizei wird auf das viergeschossige Bauwerk ein Auge haben. Der Herforder Polizeisprecher: »So lange ein fremdenfeindlicher Hintergrund nicht ausgeschlossen ist, werden wir Schutzmaßnahmen ergreifen.« Ohne dies ausdrücklich bestätigen zu wollen, wird eine Funkstreife regelmäßig im Umfeld des Gebäudes nach dem Rechten sehen. Rainer Koch: »Dies kann sich sogar über einen sehr langen Zeitraum erstrecken.« Auch wenn es nicht um eine fremdenfeindliche Tat gehe, könne es aufgrund eines anderen Motivs durchaus eine weitere Gefährdung für die dort lebenden Menschen und das Gebäude geben.

Artikel vom 25.08.2006