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Lob vom Verkehrsminister nach Stauerlebnis

Oliver Wittke zeigt sich beeindruckt von der Vitalität der Löhner Unternehmer


Von Silke Schade (Text und Foto)
Löhne (LZ). Ein Stau löst sich nicht auf, nur weil der Herr Verkehrsminister kommt. So mussten die Löhner gestern auf ihren Ehrengast warten. Und als Oliver Wittke (39) mit einer halben Stunde Verspätung eintraf, wies er die Schuld mit einem Schmunzeln von sich: Nein, nicht auf »seinen« Straßen habe es sich gestaut, sondern auf der A 30 bei Osnabrück - in Niedersachsen.
Locker und zugänglich präsentierte sich der Minister bei seiner Tour durch die Weltstadt der Küchen. Auch wenn ihm die Zeit im Nacken saß, denn der Terminplan war straff gefüllt. Zunächst wurde Wittke von Bürgermeister Kurt Quernheim und Dezernent Georg Busse im Rathaus empfangen. Am Modell zur Nordumgehung ist er vorbeigekommen. Eine Stellungnahme zum Thema wollte er aber nicht abgeben: »Davon habe ich keinen Eindruck.«
Redseliger gab sich der 39-Jährige bei den Besuchen der Küchenfirmen: am Vormittag bei SieMatic, am Nachmittag bei Nolte Küchen. Was der Politiker zu sehen bekam, ließ ihn staunen: »Ich bin beeindruckt von der Vitalität der Löhner Unternehmer.« Besonders imponiere ihm, dass »die Unternehmer in Ostwestfalen stark miteinander vernetzt sind, obwohl sie eigentlich Konkurrenten sind.« Das sei vorbildlich: »Viel zu lange haben wir in NRW versucht, nur unsere Schwächen auszugleichen. Doch wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen«, sagte Wittke.
Die Geschäftsführer von Nolte Küchen nutzten den Besuch des Ministers, um für bessere Verkehrsbedingungen zu werben. Schließlich hat Nolte Küchen täglich einen enormen logistischen Aufwand zu bewältigen: 7 300 Möbelteile verlassen pro Tag die Löhner Produktionshallen, die - auf 40 Lkw verladen - den Weg in Richtung Melle, zum zweiten Standort, antreten. »Die Lkw-Maut hat uns schwer getroffen«, sagte Hans-Hermann Hagelmann, Geschäftsführer im Vertrieb.
Ein versöhnliches Signal setzte der Politiker, was die Kreisstraße 208 auf der Grenze zwischen NRW und Niedersachsen angeht. Seit Jahren ist im Gespräch, sie zu verlegen, um einen besseren Anschluss der Gewerbegebiete in Melle-Bruchmühlen an die A 30 herzustellen. Bisher ist das Projekt am Geld gescheitert: Niedersachen würde am meisten profitieren, NRW müsste am meisten zahlen. Wittke versprach, Verhandlungen mit dem Niedersächsischen Ministerium aufzunehmen, sobald der Kreis Herford und der Landkreis Melle sich geeinigt hätten.
Schließlich nahm Wittke in Löhne-Ort die einspurige Brücke an der Bünder Straße in Augenschein. Nach dem dritten Lastwagen, der an ihm vorbeigebrummt war, hatte auch er ein Einsehen: »Ein unhaltbarer Zustand.« Er versprach: Wenn die Voraussetzungen für einen Neubau geklärt und die Kosten festgestellt seien, würde er zu einem Wiedersehen einladen - diesmal in Düsseldorf.

Artikel vom 25.08.2006