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Gegen den Trend: »Azubis rechnen sich!«

Im Bad Lippspringer Unternehmen Hubert Niewels ist jeder Vierte ein Auszubildender

Von Bernhard Liedmann
(Text und Fotos)
Bad Lippspringe (WV). Während landauf - landab über dem Ausbildungsmarkt düstere Wolken hängen, kommen aus Bad Lippspringe andere Töne: »Wir stellen Lehrlinge aus Eigennutz ein«, verkündet selbstbewusst Unternehmer Hubert Niewels (54). In seinem Betrieb mit 127 Mitarbeitern ist jeder Vierte ein Auszubildender, mit dieser Quote dürfte Niewels nicht nur in Bad Lippspringe sondern sogar im Kreis Paderborn eine Vorreiterrolle haben.

Auch in diesem Jahr hat der Firmeninhaber wieder sechs junge Leute eingestellt. »Unterm Strich rentiert es sich«, bilanziert Niewels und will noch nicht einmal Zuschüsse aus irgendwelchen Förderprogrammen. Das Unternehmen, das 1948 als Klempnerei in der Badestadt angefangen hatte, sich zum Spezialisten im Bereich Klima-, Lüftungs-, Sanitär- und Heizungstechnik entwickelt hat und beispielsweise bei der Canossa-Austellung in Paderborn oder bei der Driburg-Therme federführend für reibungslose Technik sorgt, geht seit mehr als zehn Jahren bei der Ausbildung vor dem Hintergrund des allgemeinen »Jammertales Ausbildungsplatzsituation« andere Wege.
Der Grundstock von 30 Prozent »Azubis« im eigenen Haus sichere den handwerklich soliden Nachwuchs. 65 Prozent der Mitarbeiter blieben langfristig als »Eigengewächse« im Unternehmen, dass derzeit einen Jahresumsatz von bis zu 20 Millionen Euro hat. Diese besondere Art der Investition in die Zukunft bringe gute Zusammenarbeit und Verlässlichkeit, mithin habe man die Vorzüge eines »Familienunternehmens«, so der Bad Lippspringer. Etwa 14 000 Euro kostet ein Ausbildungsplatz, wenn der Auszubildende etwa 80 produktive Stunden im Monat arbeite, halte sich dies auch finanziell in etwa die Waage.
Im mittelständischen Handwerksbereich fehle es auf dem freien Markt an guten Kräften, deshalb sichere man sich diese selbst und investiere auch entsprechend, so Niewels weiter. Seine Kältetechniker-Lehrlinge lässt der Bad Lippspringer sogar auf eigene Kosten im Blockunterricht und mit Internatsunterbringung an Privatschulen ausbilden. »Die können bereits im zweiten Jahr selbstständig arbeiten«, und seien damit für das Unternehmen eine wertvolle Investiton. Die derzeitige überbetriebliche Ausbildung am tbz und in der Berufsschule sei hingegen zu wenig effizient und habe manchen Ballast.
»Die Bindung an den Betrieb ist einfach anders als bei fremden Mitarbeitern«, sieht sich Niewels in seiner Ausbildungsphilosophie bestätigt und will auch in den kommenden Jahren konsequent weiter jungen Leuten einen guten beruflichen Start geben. Nicht nur aus gesellschaftlicher Verantwortung: »Es rechnet sich...«

Artikel vom 25.08.2006