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Partnerschaft keine Einbahnstraße

40-köpfige Delegation aus Gütersloh im lettischen Partnerkreis Valmiera zu Gast

Kreis Gütersloh (WB). Strahlender Sonnenschein empfing die 40-köpfige Delegation um Landrat Sven-Georg Adenauer im lettischen Partnerkreis Valmiera. Erstmals mit dabei: Jürgen Lohmann, Bürgermeister von Herzebrock-Clarholz, und sein Amtskollege aus Schloß Holte-Stukenbrock, Hubert Erichlandwehr.


Komplettiert wurde die Runde der Hauptverwaltungsbeamten von Halles Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann, die bereits mehrfach den Partnerkreis und Halles Partnerstadt Valmiera besucht hat.
Ein strammes Programm wurde von Donnerstag, 17. August, bis Montag, 21. August absolviert. Viele Projekte galt es zu besichtigen, um deren Fortschritte zu begutachten: Das Krisenzentrum, das Kinder- und Familienzentrum, das Altenheim, das Sprachheilzentrum und die Krankenhäuser in Valmiera und Mazsalaca standen schon am ersten Tag auf dem Plan. Einer der Höhepunkte war sicherlich der Empfang mit dem Deutschen Botschafter in Lettland, Eberhard Schuppius. Der seit 2005 nach Riga abgeordnete Botschafter besuchte den Kreis Valmiera bereits zum zweiten Mal und betonte in seiner Begrüßung, »eine solch intensive Partnerschaft zwischen zwei Kreisen gibt es sonst nirgendwo im Baltikum«.
Schuppius zeigte sich beeindruckt vom Umfang des Austausches, der im Laufe der Jahre einen deutlichen Wandel erfahren hat. Ging es zu Beginn hauptsächlich um finanzielle Unterstützung, steht nunmehr der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt. So beraten Fachleute aus dem Kreis Gütersloh die Leitung des Kinder- und Familienzentrums oder auch des Altenheims schon seit langem, wie die Konzepte optimiert werden können, um den Menschen eine gute Betreuung angedeihen zu lassen. Einen ebenso regen Austausch gibt es zwischen Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. »Die Partnerschaft ist allerdings keine Einbahnstraße«, betonte Landrat Adenauer. »Wir bekommen enorm viel zurück und zahlreiche Anregungen zum Beispiel im kulturellen und musischen Bereich«, verwies der Verwaltungschef auf die diversen Ausstellungen und Konzerte der lettischen Partner im Gütersloher Kreishaus.
Ein ganz besonderer Moment für alle Mitreisenden war der Besuch des Denkmals für den verstorbenen Harsewinkeler Unternehmer Bruno Kleine. Dank seines enormen finanziellen Engagements konnte das Krankenhaus in Mazsalaca und der angegliederte Kindergarten überhaupt erst realisiert werden. Die Bürgerinnen und Bürger dankten es ihm auf ihre Weise und ließen für ihn ein Denkmal errichten. Eine Rose, geschaffen von dem lettischen Künstler Andris Varpa und dessen Sohn Reinis, auf deren Stiel der Schattenriss Kleines eingearbeitet wurde. »Ohne ihn gäbe es dieses Krankenhaus nicht«, betonte Chefarzt Dr. Edgars Grandans. Und wie nötig der Ausbau war, zeigt die stetig steigende Zahl von Patienten. »Wir sind permanent ausgelastet«, so Grandans.
Beeindruckt zeigten sich die Ärzte der Delegation beim Besuch des Krankenhauses in Valmiera. Professor Dr. Ludwig Pippig, ehemaliger Chefarzt des Städtischen Krankenhauses Gütersloh, Dr. Werner Gams, Facharzt für Lungenheilkunde, Dr. Hildegard Gams, Fachärztin für Innere Medizin, und Kinderärztin Dr. Maria Fiedler wollten sich einen Eindruck vom technischen Standard verschaffen. »Spitze«, war die einhellige Auffassung. In einigen Bereichen gäbe es keine Unterschiede zu den deutschen Standards. Nur die Ausstattung der Krankenzimmer erinnere an das vorvorige Jahrhundert.
Musikalische Genüsse standen im Mittelpunkt des letzten Tages. Morgens wurde die Delegation in Matisi von Chorgesängen begrüßt. Damit bedankten sich die Mitglieder der Kirchengemeinde für die Unterstützung von Dachdeckermeister Georg Effertz aus Rheda-Wiedenbrück. Vor zwei Jahren hatte ein heftiger Sturm das Dach der Kirche weggeweht. Effertz sammelte innerhalb kürzester Zeit 9000 Euro, um die Kirche wieder in Stand setzen zu lassen.
Heftiger Wind empfing die Gütersloher auch an der Ostsee, wo ein kleiner Abstecher für Ent-spannung sorgte, bevor es am Abend zu einem wunderbaren Konzert im Gutshof Oleri ging. Die »Sommermusik in Vidzeme« beeindruckte auch die Klassikkenner unter den Zuhörern. Mit eher unbekannten Stücken von Richard Strauss für Klavier, Cello und Geige faszinierten die Musiker die Gäste.
»Die Partnerschaft wird noch lange fortbestehen«, versprach Adenauer zum Abschluss. Einige der »Novizen« fuhren mit neuen Ideen nach Hause. Schließlich gibt es immer noch viel zu tun. Bereits in den nächsten Tagen wird eine lettische Delegation in Harsewinkel erwartet. Landrat Stana wird den Kreis Gütersloh im September besuchen.

Artikel vom 25.08.2006