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Das Wort zum Sonntag

Von Klaus Herbrand, Diakon in der St.-Anna Gemeinde in Stahle


Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie auch schon einmal daran gedacht, alles was Sie haben aufzugeben und wegzugehen? Wegzugehen aus Deutschland, wegzugehen aus der kriselnden Ehe/Partnerschaft, wegzugehen aus der gesetzlichen Krankenversicherung, wegzugehen von der Kirche (Kirchenaustritt)...?
Im heutigen Evangelium (Joh 6,60-69) stellt Jesus genau diese Frage seinen Jüngern: »Wollt ihr nicht auch weggehen?« Petrus antwortet hartnäckig, trotzig, wie einer, der keine Alternative kennt: »Herr, zu wem sollen wir gehen?« Wir haben doch bereits unsere Lebensvorsorge, unsere Familien verlassen, WIR haben unsere sichere Existenz aufgegeben, wir haben mit dir Kirche gelebt - und du fragst uns: Wollt ihr auch gehen? Natürlich bleiben wir bei dir!
Weggehen oder dableiben. Einige von Jesu Jünger gingen damals wirklich weg. Was ist der Grund dafür, dass einige Menschen sich für das Weggehen entscheiden? Im heutigen Evangelium wird festgestellt, dass es viele sind, die sich von Jesus abwenden. Das fällt nicht schwer, wenn es andere auch machen - mit der Menge gehen, mit dem Strom schwimmen. Das tun heute doch alle, sagt man. Und Jesus hat erleben müssen, dass sich sogar eine Menge Menschen manipulieren ließen, die seinen Tod forderten. Wo bleibt da die eigene verantwortliche persönliche Entscheidung? Im Evangelium lesen wir auch, dass Jesus von vielen Menschen nicht verstanden worden ist - und das gilt auch für die heutige Zeit. Ist es wirklich ein Nichtverstehen seiner Aussagen oder fehlt hier die Bereitschaft der Akzeptanz und der Umsetzung? Dass die Forderungen, die Jesus stellt, unbequem sind, gilt auch heute noch. Besonders dann, wenn jedem einzelnen von uns klar wird, worum es geht: Sein Anspruch an unser Leben. Es geht nicht bloß darum, dass wir Jesus ein bisschen bewundern und eindrucksvoll finden. Es geht um viel mehr: Jesus will unseren ganzen Einsatz. Er will die Nummer eins in unseren Leben sein, die höchste Autorität. Das kann Konsequenzen für unser Leben haben. Das kann auch unbequem sein. großherzig sein oder Verzicht üben, nicht zurückzuzahlen, was uns angetan worden ist, fällt oft schwer. Jesus weiß, dass sein Anspruch groß ist und er sich damit auch Feinde schafft. Er schätzt sich realistisch ein. Auch wir brauchen diese realistische Einschätzung. Wo wir klar und eindeutig in unserem Leben und Glauben sind, ecken wir manchmal an, werden mißverstanden und müssen erfahren, dass sich andere deswegen von uns zurückziehen. Hier sind wir Christen als profilierte Persönlichkeiten mit Rückgrat gefragt. Weggehen oder bleiben? Ja, ich bleibe weiter dran. Und Sie, und Du?? Vielleicht können wir ja gemeinsam voran gehen und Jesu Traum verwirklichen.
Ihr Klaus Herbrand,
Diakon in St. Anna, Stahle

Artikel vom 26.08.2006