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Mysteriöser Brand ruft LKA auf den Plan

Wohnhaus eines Libanesen in Bockhorst in Flammen -ÊNachbarn sprechen von Explosion

Von Oliver Horst
Versmold (WB). Womöglich eine Explosion hat am Dienstag gegen 22.50 Uhr in einem Wohnhaus an der Dorfstraße in Bockhorst ein verheerendes Feuer verursacht. Die Brandursache konnte bislang aber nicht ermittelt werden. Im Einsatz waren gestern auch zwei Sachverständige des Landeskriminalamtes mit Spürhunden. Die Erdgeschosswohnung eines Libanesen brannte völlig aus, der Sachschaden wird auf mehr als 150 000 Euro beziffert.

Nachbarn berichteten von einem lauten Knall, der sie am Dienstagabend aufschrecken ließ. Er soll noch in einigen hundert Metern Entfernung zu hören gewesen sein, erklärten gestern Bockhorster Bürger im Gespräch mit dem VERSMOLDER ANZEIGER. Ob und wenn wodurch es zu einer Explosion gekommen ist, in deren Folge ein Feuer ausbrach, dazu wollte sich die Polizei gestern mit Hinweis auf die gerade erst aufgenommenen Ermittlungen noch nicht äußern. »Bisher konnten keine Ansatzpunkte zur Klärung der Brandursache gefunden werden«, hieß es am Nachmittag.
Für eine Explosion samt starker Druckwelle scheint aber das Bild zu sprechen, das sich vor Ort darstellte: Die Jalousien von drei Fenstern der Erdgeschosswohnung -Êfrei von jeglichen Brandspuren -Ê müssen regelrecht gegen das Nachbarhaus katapultiert worden sein, haben hier Putz und Fenster beschädigt. Auch die Glasfenster der Wohnung wurden herausgedrückt und zersplitterten in tausende Scherben, die gestern Mittag noch auf dem Hof und auch mehrere Meter weiter auf der angrenzenden Straße lagen.
Die ersten Brandermittler der Polizei waren bereits nachts gegen 2 Uhr in Bockhorst eingetroffen. Gestern morgen setzten Experten der Gütersloher Kripo die Arbeit fort. Sie befragten auch den Hausbesitzer und Nachbarn. Mittags waren zwei Sachverständige des Düsseldorfer Landeskriminalamtes (LKA) mit speziell ausgebildeten Brandspürhunden im Einsatz. Sie sollen der Sprengstoffgruppe angehören. Deren Einsatz hänge aber nicht mit der Erkenntnislage zusammen, hieß es gestern Mittag. »Es ist nicht unüblich, bei Brandermittlungen auf diese Experten zurückzugreifen«, sagte Polizeisprecher Karl-Heinz Stehrenberg. Weitere eingehende Untersuchungen der Brandstelle wurden für heute angekündigt. Das LKA wollte gestern auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben.
Nach Zeugenaussagen sollen nach Ausbruch des Brandes zwei männliche Personen von dem Gebäude aus weggelaufen sein. Ob diese Personen mit dem Brand in Verbindung stehen, könne derzeit nicht gesagt werden. »Wir ermitteln in alle Richtungen und schließen zum jetzigen Zeitpunkt nichts aus«, erklärte Stehrenberg. Das gelte auch für eine mögliche Verursachung des Feuers durch einen Hausbewohner.
Mit dem Schrecken davongekommen ist die libanesische Familie, der das Haus seit acht Monaten gehört. Der Vater hatte seine sechs Kinder im Alter von knapp zwei bis neun Jahren, die im zweiten Obergeschoss schliefen, aus dem Haus getragen und in Sicherheit gebracht. Auch der Bewohner der Erdgeschosswohnung blieb unverletzt. Eine 21-jährige Nachbarin erlitt einen Schock. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Das Haus an der Dorfstraße beheimatete bis in die 60-er Jahre eine Sprudelfabrik mit eigenem Mineralbrunnen. Bis auf weiteres sind die beiden Wohnungen im betroffenen Teil des weitläufigen Gebäudekomplexes, in dem sich noch mehrere Wohneinheiten befinden, unbewohnbar. Die Familie des Hausbesitzers und auch der Mieter sind bei Verwandten und Freunden untergekommen.
Die Polizei bittet Zeugen, die am Dienstagabend Beobachtungen im Bereich von Dorfstraße und Dissener Straße gemacht haben, um Hinweise. Zuständig ist die Polizei in Gütersloh unter % (0 52 41) 86 90 oder jede andere Dienststelle.

Artikel vom 24.08.2006