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Strom aus Werre statt Aa

Hans-J. Schöningh möchte Wasserkraftwerk am Bergertor bauen

Von Bernd Bexte (Text und Foto)
Herford (HK). Was am Radewiger Wehr nicht geklappt hat, soll jetzt am Bergertor Realität werden. Hans-Jürgen Schöningh, Müllermeister und Betriebswirt aus Sennestadt, möchte ein kleines Wasserkraftwerk in die Werre bauen. In der kommenden Woche gibt es dazu ein erstes Gespräch mit der Stadtverwaltung.

Durch die Entscheidung der Politik, das Radewiger Wehr abzureißen und den Pegel der Aa zu senken (das HERFORDER KREISBLATT berichtete), waren Schöninghs Pläne hinfällig geworden. Doch mit der Werre besitzt Herford einen zweiten, weitaus »Energie geladeneren« Wasserlauf. »Es macht deshalb Sinn, die Wasserkraft am Bergertor für die Stromerzeugung zu nutzen«, sagt der Bielefelder im Gespräch mit dem HERFORDER KREISBLATT. Da aufgrund der EU-Wasser-Rahmenrichtlinie das Bergertor sowieso umgebaut werden muss, könnte gleichzeitig das kleine Kraftwerk installiert werden. »Laut Richtlinie muss die ökologische Durchgängigkeit garantiert sein. Das heißt, dass entsprechende Fisch-Pässe eingebaut werden müssen.« Als Wasserkraftbetreiber würde er sich eventuell an den Umbaukosten beteiligen. »Das muss aber im Detail besprochen werden.« Auch Größe, Kapazität und Wirtschaftlichkeit des Wasserkraftwerks stehen zur Debatte. Deshalb wird sich Schöningh Ende nächster Woche mit Baudezernent Dr. Peter Maria Böhm und Juliane Tack, bei der Stadt für die Gewässerplanung zuständig, treffen.
Schöningh ist auf dem Gebiet der Wasserkraft ein »alter Hase«. An der Werre betreibt er bereits Wasserkraftwerke in Lage, Löhne und Bad Oeynhausen. Als Planer und Projektierer solcher Anlagen ist er überregional aktiv. Derzeit baut er ein Kraftwerk in Kiel. Der Einbau am Bergertor würde das Erscheinungsbild der Staustufe kaum verändern. Alternativ könnten hier eine Wasserschnecke oder eine Turbine installiert werden. »Es gibt beispielsweise auch überflutbare Turbinen. Der Blick auf den Wasserlauf wird so gut wie nicht beeinträchtigt.«
Pro Kilowatt installierter Turbinenleistung rechnet Schöningh mit Kosten von 5000 Euro. »Das ist eine langfristige Investition. Zudem sind die Maschinen langlebig und robust. Da fallen kaum Wartungskosten an.« Am Radewiger Wehr wollte Schöningh 600 000 Euro investieren - und will es eigentlich immer noch: »Bei Bedarf stehe ich auch dort weiter zur Verfügung.«

Artikel vom 24.08.2006