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Es bleibt immer ein Restrisiko

Rudi Mende entschärfte Fünf-Zentner-Bombe im Mutterhaus-Garten

Von Rüdiger Kache (Text und Fotos)
Paderborn (WV). Genau 23 Minuten brauchte Rudi Mende, um die britische Fünf-Zentner-Bombe im Garten des Mutterhauses der Schwestern der Christlichen Liebe zu entschärfen. Dann gab der 59-Jährige Entwarnung und der Verkehr auf der Warburger Straße konnte kurz vor 14 Uhr nach fast einstündiger Vollsperrung wieder rollen.

Für Rudi Mende vom Kampfmittelräumdienst aus Detmold war es Routine, doch für rund 360 Anwohner, die Schwestern, rund 80 zum Teil schwer behinderte Schüler der Blindenschule, die Bewohner eines Altenheimes und Patienten der Gerontologie und Tagesklinik waren es spannende Stunden. Das Ordnungsamt der Stadt Paderborn hatte zwei Sicherheitskreise von jeweils 100 Metern um den Fundort der Bombe gezogen: Die 50 Anlieger im inneren Zirkel wurden ausnahmslos umquartiert, für die 310 im zweiten Kreis galten erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.
Paderborns Ordnungsamtsleiter Karl-Heinz Borgmeier hatte gestern alles im Griff. Er koordinierte die Sperrungen und bedankte sich am Ende für die außergewöhnliche Kooperation bei den Schwestern und dem Personal der betroffenen Einrichtungen. »Das war wirklich vorbildlich.«
15 Mitarbeiter des Ordnungsamtes, 15 Polizeibeamte und die Feuerwehr waren ab 13 Uhr im Einsatz, um die verfügten Sperrungen auch durchzusetzen. Um 13.30 Uhr erhielt der Sprengmeister »grünes Licht«. Und dann hieß es: warten.
Für 23 Minuten hatte Rudi Mende wohl einen der einsamsten Arbeitsplätze, auch wenn ihn viele Gebete der Schwestern und die guten Wünsche begleiteten. »Es war nicht ganz einfach, so ein Zünder ist immer mit größter Vorsicht zu behandeln«, bekannte Mende, dem man unmittelbar nach der Entschärfung den Stress nicht ansehen konnte. Routine allein ist dabei nicht gefragt, was zählt, ist die Erfahrung. Seit 30 Jahren entschärft Mende die Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg. Wieviele es bis heute sind? »Das kann ich nicht sagen, es werden wohl Hunderte sein«, meinte der 59-Jährige.
Beim Bau des neuen Altenheimes an der Mallinckrodtstraße (das WV berichtete) wurde auf der Grundlage von alten britischen Luftaufklärungsfotos vermutet, dass Blindgänger hier liegen könnten. Das Gelände wurde aufgerastert und systematisch untersucht - und man wurde am Dienstag fündig.
Der Heckzünder der vermutlich 1945 abgeworfenen Bombe bereitete Mende kaum Probleme, aber mit großem Respekt behandelte er den so genannten Detonator. »Beim Herausziehen bleibt immer ein Risiko.« Der erfahrene Kampfmittelräumer lächelt: »Bislang habe ich noch jede Bombe entschärft.«

Artikel vom 24.08.2006