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Vergessene
Bilder wieder
aufgetaucht

Geschenk an Heimathaus Levern

Von Dieter Wehbrink
Levern (WB). Wer das Leverner Heimathaus besucht, kann sich gar nicht satt sehen an den vielen alten Exponaten, die das frühere Leben in der Region so trefflich wiedergeben.
Kronprinzessin Viktoria.
Unweigerlich wird er auch vor den faszinierenden alten Gemälden stehen bleiben. Auf die Bilder sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Heimathauses, allen voran Beiratsvorsitzender Wilhelm Westerkamp, sehr stolz.
Drei der Werke stammen von dem verstorbenen Rektor Gustav Illmer aus Berlin. Als der Hobbymaler 1930 zu Besuch in Levern weilte, um seine Verwandten, die Familie Kettler-Terberger, zu besuchen, griff er zu Papier und Pinsel. Inspiriert von den Schönheiten des Stiftsortes, malte er den Altar der Leverner Kirche, eine Ansicht des Kirchturms von Süden und den schönen Fachwerkhof Lampe, Levern Nr. 3 (jetzt Unger). Allerdings nahm er die Bilder mit nach Berlin, so dass sie in Levern schnell in Vergessenheit gerieten. Illmer kam 1945 beim Einmarsch der Russen in Berlin ums Leben.
Es war ein glücklicher Zufall, dass der Sohn des Malers, Karl-Gustav Illmer, vor Jahren den Ort Levern besuchte und dabei auf Wilhelm Westerkamp traf. Der Berliner erzählte von den Bildern seines Vaters. Er war so beeindruckt von der Arbeit des Heimathauses, dass er Westerkamp versprach, ihm die Bilder zu schenken. Im Januar war es schließlich soweit: Die Werke können nun von den Besuchern des Heimathauses besichtigt werden.
Sehr auffällig ist neben Illmers Arbeiten auch ein altes Schwarz-Weiß-Bild aus dem 19. Jahrhundert, dass eine schöne, edle Frau zeigt: Kronprinzessin Viktoria, die spätere Kaiserin am preußischen Königshof in Potsdam. Das persönlich signierte Portrait ist ein Geschenk Viktorias an Wilhelmine Lampe, geb. Schlüter. Die Leveranerin - sie stammte vom Hof Lampe, den wiederum Illmer gemalt hat - diente 1869 und 1861 als Amme: Sie stillte einen Sohn der Kronprinzessin. Wilhelmine Lampe erhielt auch ein signierte Bild von Viktorias Gatten Friedrich III, dem späteren »99-Tage-Kaiser«, sowie eine bebilderte Bibel, die sich ebenfalls im Heimathaus Levern befindet.
Weitere Bilder, die die Einrichtung präsentieren kann, hat der Leverner Maler Friedrich Bußmann geschaffen. Sie zeigen unter anderem die Kirche mit Nebengebäuden aus südlicher Richtung, eine weitere Kirchenansicht aus östlicher Richtung sowie die alte Apotheke, die frühere Probstei. Friedrich Bussmann wurde am 19. April 1886 in Levern auf dem heutigen Hof Krüger, In der Horst 1, geboren. Er wuchs mit fünf Geschwistern auf und kam nach dem Tod seiner Mutter mit sieben Jahren zu seinem Onkel nach Osnabrück, wo er die Volks- und Mittelschule besuchte.
Entsprechend seiner Begabung und Neigung entschloss er sich zu einem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf und München. Sein Weg führte ihn auch nach Italien. In Bad Neuenahr heiratete er 1910 seine Frau Anni, geb. Lohmann, und lebte mit ihr mehrere Jahre in Mailand und München. Da seine Schwestern unverheiratet und somit unversorgt waren, zog er nach Levern zurück. In der Zwischenzeit waren drei Töchter geboren, Charlotte, Anni und Erika.
Friedrich Bußmann lebte weiterhin mit seiner Familie auf der damaligen Hofsätte 37, deren Ackerflächen bis zu seinem Tod verpachtet waren und heute von seiner Enkeltochter Anette und ihrer Familie bewirtschaftet werden.
Er betrieb dort das Geschäft der Kirchenmalerei und wurde darin von seinem späteren Schwiegersohn Fritz Peter aus Heithöfen unterstützt. Neben der Kirchenmalerei fand er Zeit, schöne Bilder - insbesondere Stilleben und Landschaftsbilder -Êzu malen. Die ältere Bevölkerung kennt ihn noch als »Anstreicher«, da er vielfach mit Schablonen kunstvolle Bordüren in den Häusern malte.
Im Alter zog es ihn mit seiner Frau noch einmal für einige Jahre nach Bad Neuenahr, wo er sich weiterhin der Malerei widmete. Als die beiden kränklich und später pflegebedürftig wurden, kehrten sie nach Levern zur Tochter Erika und ihrer Familie zurück. Hier verbrachte das Ehepaar einen ruhigen Lebensabend. Friedrich Bußmann verstarb im Alter von 85 Jahren am 11 Oktober 1971.

Artikel vom 24.08.2006