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In klassischer Moderne  beheimatet

Neuer NWD-Chef gibt am 22. September Debüt - »Lohengrin« für 2009 geplant

Von Hartmut Horstmann
Herford (HK). Mit Ingo Strawinskys berühmten »Feuervogel« startet die Nordwestdeutsche Philharmonie am 1. September in die neue Saison. Während Frank Beermann das Eröffnungskonzert dirigiert, gibt der neue Chefdirigent Andris Nelsons am 22. September seine Herford-Premiere. Für sein Debüt hat sich der Lette ein gewaltiges Werk ausgesucht: Mahlers erste Sinfonie.

Auch Wagner steht in dieser Saison wieder auf dem Programm - was den Bogen schlägt zu der zurückliegenden Tannhäuser-Inszenierung mit der NWD in Minden. Hoch gelobt wurde das Orchester unter Leitung von Frank Beermann. »Das Wunder von Minden« (Wagner auf einer kleinen Bühne spielen) habe überregional für Aufsehen gesorgt, bekräftigte der Dirigent bei einem Open-Air-Konzert in der Weserstadt. Zwei Mal haben die Nordwestdeutschen unter dem Dirigat von Beermann Wagner-Opern (Fliegender Holländer, Tannhäuser) gespielt. Und alle Anzeichen deuten darauf hin, dass bereits die nächste Großtat mit Herforder Beteiligung in Planung ist. Es gilt als offenes Geheimnis, dass der Wagner-Verband für 2009 den »Lohengrin« ins Auge gefasst hat und dass die Sponsorensuche begonnen hat. Wohl kaum zufällig hatte Beermann für das jüngste Open-Air-Konzert auch zwei Stücke aus dem »Lohengrin« ausgewählt.
Der Rest ist Zukunftsmusik, die immerhin von der großen Qualität des Orchesters zeugt. Jetzt steht erst einmal die aktuelle Saison vor der Tür. Und den ewigen Spagat zwischen Bekanntem und Experiment bringt Geschäftsführer Dr. Christian Becker hinsichtlich der neuen Spielzeit auf die Formel: »Sie ist eher am Mainstream orientiert.« Immerhin geht es auch darum, dem Publikumsgeschmack gerecht zu werden.
In dieser Saison ist die Spannung besonders groß, weil mit Andris Nelsons ein neuer Chefdirigent seinen Einstand gibt. Glaubt man Christian Becker, könnte die musikalische Chemie zwischen NWD und neuem Chef stimmiger kaum sein: »Andris Nelsons ist in der klassischen Moderne zu Hause, und da liegt auch die Stärke des Orchesters.« Da passt es ins Bild, dass Nelsons seinen Einstand am 22. September mit Mahlers »Titan« gibt - eine Sinfonie, die für ein Orchester der NWD-Größenordnung sehr aufwändig ist.
Recht häufig taucht der Name Mozart im Programm der insgesamt zehn Abonnementkonzerte auf. Vergleichsweise ungewöhnlich der Auftakt am 1. September ab 20 Uhr im Schützenhof mit Strawinskys »Feuervogel« und Bartoks »Herzog Blaubart«. Am 22. September gibt es Schuberts »Unvollendete« und Mahlers Erste, am 27. Oktober wiederum wird ausschließlich Mozart gespielt.
Vier Mal ist Nelsons in der nächsten Saison zu hören: Nach Mahler folgt am 8. Dezember ein Konzert mit Tschaikowskijs Fünfter Sinfonie. Am 23. März stehen Wagner und Ludwig van Beethoven auf dem Nelsons-Programm, am 11. Mai Richard Strauss und Brahms.

Artikel vom 23.08.2006