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Die Kolumne Stadtgespräch erscheint mittwochs in dieser Zeitung.

Stadt
Gespräch

40 Jahre am »Katzentisch« (186. Folge):Nixdorf fehlte bei Flugzeugtaufe


Fortsetzung des Stadtgespräches der Vorwoche über die Geschichte der Paderborner Flugplätze:
Erste »Luftbewegungen« gab es schon im Ersten Weltkrieg in der Mönkeloh südlich von Paderborn. Segelfliegen war hier ab 1930 möglich. 1969 dann die ersten Bemühungen, in der Region Paderborn einen Regionalflughafen zu errichten. Auf Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr in Düsseldorf einigten sich vor 37 Jahren die damaligen Kreise Paderborn, Büren, Warburg und Höxter, in der Nähe der Paderstadt einen solchen Verkehrsflughafen zu errichten. Diese Kreise gründeten am 13. Oktober 1969 die »Regionalflughafen Südost-Westfalen GmbH«.
Ein wichtiger Förderer dieser Pläne war der damalige Landrat Joseph Köhler, der auch gleichzeitig CDU-Landtagsabgeordneter in Düsseldorf war. »Rückenwind« für diesen Flugplatz gab es durch den heimischen Bundestagsabgeordneten Dr. Rainer Barzel. Über den Standort am Kleinen Hellweg oberhalb von Wewelsburg und Ahden wurden sich die Verantwortlichen schnell einig. Bis zuletzt hatte der Paderborner Stadtdirektor Wilhelm Sasse auf den Haxterberg im Süden der Stadt gesetzt. Andere Standorte wurden untersucht: Tallewiesen zwischen Marienloh und Schloß Neuhaus sowie bei Dahl und Dörenhagen das Gelände des »Schein-Flughafens« während des Zweiten Weltkrieges an der B 68.
Geschäftsführer Fritz Henze: »Nachdem durch verschiedene Gutachten ein Gelände in Büren-Ahden als Flugplatzstandort festgelegt worden war und die Gesellschafter eine Fläche von insgesamt 227 Hektar erworben hatten, konnte am 10. September 1971 im Rahmen der ersten Ausbaustufe der Verkehrslandeplatz Ahden in Betrieb genommen werden«.
Im gleichen Jahr genehmigte der zuständige Minister die Errichtung des Verkehrsflughafens Südost-Westfalen mit einer 2180 Meter langen und 45 Meter breiten Start- und Landebahn. Bis 1988 entwickelte sich auf dem heimischen Airport ein »bedarfsgerechter Luftverkehr« mit langer Landebahn und modernen Befeuerungs- und Navigationsanlagen.
Im vergangenen Jahr nutzten mehr als 1,35 Millionen Fluggäste den Flughafen Paderborn/Lippstadt. Es gab neue Ziele im Linien- und Charterverkehr. Das Parkplatzangebot lässt kaum Wünsche offen: 5000 kostenlose Plätze, dazu zwei Parkhäuser. Ein Hotel unterhalb des Flugplatzes steht vor der Eröffnung.
In den Orten Tudorf, Brenken, Alfen und Steinhausen wird über Fluglärm geklagt. Die Anwohner müssen jährlich etwa 3000 Nachtflüge zwischen 22 und 6 Uhr in Kauf nehmen. Aufsichtsratsvorsitzender Reinold Stücke: »Ohne diese Nachtflüge ist der Flughafen nicht wirtschaftlich zu betreiben«. Er unterstrich die »freiwillige Selbstbeschränkung« der Nachtflüge zwischen 0 und 5 Uhr. »Der Flughafen plant weder eine Ausweitung noch Zurücknahme der Nachtflüge. Frachtflüge sind weiterhin nicht vorgesehen«.
Wenn über die Vorgeschichte des Regionalflughafens gesprochen wird, fällt sehr oft der Name des heimischen Computer-Pioniers Heinz Nixdorf. Der hatte sich allerdings für einen internationalen Flughafen zwischen Münster, Paderborn und Bielefeld eingesetzt. Er verzichtete auf weitere Aktivitäten seines Unternehmens, nachdem ein Firmen-Flugzeug auf dem Weg von USA nach Europa im Eis von Alaska verschwunden war.
Heinz Nixdorf kam nicht zur Flugzeugtaufe des Lufthansa-Boeing 737 Cityjets auf den Namen »Paderborn« am 12. September 1985. Aus Zeitmangel oder Verärgerung? Georg Vockel

Artikel vom 23.08.2006