24.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gleisabbau: Ideen
vorzeitig ausgebremst

Pro Bahn: Draisinenstrecke wäre gut gewesen

Altkreis Büren (WV). »Lasst Ideen wachsen«. Mit diesem Aufruf wollte der Fahrgastverband Pro Bahn eigentlich an die Verantwortlichen im politischen Raum appellieren, sich Gedanken zur Nutzung der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Paderborn und Büren zu machen. Doch nun trübt das schnelle Anrollen der Abbaubagger das Engagement des Vereins.

»Trassenschutz ist im Hinblick auf kommende Generationen ein wichtiges Anliegen für uns«, so Pro Bahn-Sprecher Rainer Wester, »doch für einen Ideenwettbewerb ist es ohne Gleis wohl zu spät.« Vor zwei Wochen schrieb der Verband alle Anrainerkommunen, den Kreis sowie die Touristikzentrale an, um seine Vision einer sinnvollen Nutzung in Form einer Fahrraddraisinenstrecke vorzustellen. »Dieser Freizeitspaß hätte sich im Almetal prima mit Natur, Kultur und nicht zuletzt mit der Bürener Waldbahn Almetal in Einklang bringen lassen«, so Wester. Bundesweit habe sich Derartiges bereits an vielen still gelegten Strecken bewährt und zeige, dass rostige Schienen nicht gleich in den Schmelzofen wandern müssten. Paradebeispiel sei die Extertalbahn in Rinteln, wo sich Betrieb und Draisine ergänzen, ohne die Widmung der Strecke zu gefährden. Pro Bahn entwickelte auch schon konkrete Vorstellungen rund um den Betrieb mit dem nach Freiherr Drais von Sauerborn benanntem Tretrad. Nahe Paderborn gestartet, hätte die Schienenradler zunächst eine einmalige Tour durch die Naturlandschaft des Almetals erwartet. Unterwegs wäre die Fahrt an ausgewählten kulturellen oder reizvollen Punkten wie der Wewelsburg unterbrochen worden, um Landschaft zu genießen oder ein Museum zu besuchen. Dazu kann die Draisine einfach aus dem Gleis gehoben und wie ein normales Fahrrad abgeschlossen abgestellt werden. Vorteil: Bei einer eventuellen Flughafenanbindung über die Schiene ließe sich die Draisinenstrecke ohne weiteres ein wenig einkürzen, um der Bahn wieder Platz zu machen. Natürlich wisse Pro Bahn, dass für ein solches Vorhaben umfangreiche Vorplanungen sowie finanzielle Mittel von Nöten seien. Anschaffung der Räder, Errichtung einer Vermietungsstation sowie Nutzungsentgelte an den Eigentümer der Strecke kosten Geld. Aber dennoch wäre durch das Engagement aller Beteiligten vielleicht mehr dabei herausgekommen als ein Totalabbau des Gleiskörpers, so Wester.
»Klein angefangen haben auch die anderen«, meint Wester und erinnert dabei an die Draisinenbahn in Ratzeburg. Dort werden wichtige Bahnübergänge anstatt mit Blinklicht von jedem Radler selbst mit Fahne gesichert, an einigen anderen gilt für die Räder »Vorfahrt achten«, genau wie beim normalen Radweg. Auch wenn die Treträder aufgrund von Tunneln und Streckensteigung vielleicht keinen Einzug im Almetal gefunden hätten, eine breite Diskussion hätte sicher weitere Nutzungsideen hervorgebracht.

Artikel vom 24.08.2006