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Italienisches Flair in Vlotho

Salvatore Fischettis ungewöhnliches Hobby: Kräuterschinken herstellen

Von Maren Waltemode (Text /Foto)
Vlotho (VZ). Mehr als vier Jahrzehnte lebt der Italiener Salvatore Fischetti jetzt schon im Kreis Herford, doch seine Liebe zu Italien und den kulinarischen Leckerbissen seiner Heimat ist ungebrochen. Der Vlothoer betreibt einen kleinen Weinhandel und pflegt nebenbei ein ungewöhnliches Hobby: Der Rentner liebt italienischen Schinken und verwandelt mit Kräutern aus seinem eigenem Garten westfälische Schinken in mediterrane Leckerbissen.

Schon Salvatore Fischettis Großeltern waren italienische Weinbauern, die in Lizzano/Apulien die Reben pflegten. Heute arbeitet Salvatore Fischettis Bruder auf den elterlichen Weinhängen und Salvatore importiert einen Teil der Erzeugnisse nach Deutschland. In seinem Vlothoer Haus kann man bei einer Weinprobe von dem Rotwein, Prosecco und Weißwein kosten und kommt vielleicht in den Genuss einer Scheibe leckeren Kräuterschinkens. Die stellt der 67-Jährige nur für den Hausgebrauch her. »Mir macht es einfach Spaß, aus den Rohlingen einen Kräuterschinken zu machen«, erzählt der Genießer, der bis zu seiner Rente vor zehn Jahren in der Holzbranche als Facharbeiter gearbeitet hat.
Jetzt findet der dreifache Vater endlich Zeit, sich seinen Weinen und Schinken zu widmen. Von einem Schlachter bezieht er die »Rohlinge«, bettet sie in eine Salzlake, in der sie pro Pfund Fleisch einen Tag gelagert werden. Anschließend legt er sie 24 Stunden in Wasser und wickelt die Schinken in ein Netz aus Kräutern wie Rosmarin und Thymian, die er in seinem Garten anbaut. »Gut Ding braucht Weile«, findet Salvatore Fischetti und schneidet den Schinken erst nach sieben Monaten an.
Zahlreiche Freunde und Bekannte des Italieners freuen sich, ab und zu in den Genuss des Schinkens zu kommen. »Wenn ich irgendwo eingeladen bin, bringe ich statt Blumen einfach einen Schinken mit - das kommt gut an«, sagt der Rentner.
Seine Frau Hannelore hat er mit seiner Begeisterung für die mediterrane Küche angesteckt, beide pflegen die italienische Lebensart mit Espresso, Spaghetti und Co. Doch auch die deutsche Küche fasziniert Salvatore Fischetti - gerne bekocht der Wanderwart des TuS Bonneberg seine Freunde mit westfälischem Wurstebrei.
Wenn er einmal - wie jetzt bei Wind und Regen - nicht in seinem Garten arbeiten kann, wälzt Salvatore Fischetti seine zahlreichen Kochbücher, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben. »Er ist immer auf der Suche nach neuen Rezepten«, erzählt seine Frau Hannelore und lacht ihrem Mann zu. Die beiden Fischettis scheinen sich blendend zu verstehen. Kennen gelernt haben sie sich im Februar 1961, als Salvatore seine italienische Heimat als junger Mann verlässt und in Herford landet. An einer Bushaltestelle vor dem Herforder Bahnhof spricht er seine jetzige Frau an, später funkt es beim Tanzabend im damaligen »Herforder Hof«. Nach Stationen in Herford und Eickum zieht das Ehepaar schließlich nach Vlotho.
Mindestens einmal im Jahr verlassen die Fischettis die Weserstadt und machen sich auf den Weg nach Apulien - um von dort neue kulinarische Ideen und ausgesuchte Weine mitzubringen.

Artikel vom 23.08.2006