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Die bewährte
»Bettcouch«

Paderhalle wird 25 Jahre jung

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Nicht jedes Bauprojekt macht dem Bürgermeister derzeit Freude. Da kommt das Stadthallen-Jubiläum gerade recht: »Die Paderhalle«, so Heinz Paus, »ist eine Erfolgsgeschichte!«

Die wird zwar im nächsten Monat schon 25 Jahre alt und gehört deshalb nur mittelbar in seinen Verantwortungsbereich. Aber als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Stadthallen-Betriebsgesellschaft hat Paus trotzdem allen Grund zur Zufriedenheit. »Die Paderhalle ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken und ihr Angebot ist eine unwahrscheinliche Bereicherung für die Stadt«, gratuliert er dem Kulturzentrum zum runden Geburtstag, der am 20. September mit einer Eigenproduktion des Orff'schen Oratoriums »Carmina Burana« gefeiert werden soll.
Vor der Presse erinnerte gestern auch der Aufsichtsratsvorsitzende, CDU-Ratsherr Joseph Vögele, an die Geschichte der Paderhalle, die bislang knapp 3,8 Millionen Besucher in rund 6400 Veranstaltungen zählte. »Die damaligen Entscheider haben mit einer großen Lösung Zukunftsorientierung bewiesen«, lobte er den Mut, für seinerzeit üppige 43 Millionen Mark ein multifunktional nutzbares Haus mit aufwändiger Bühnentechnik zu planen. Vom Land NRW gab's einen Zuschuss von zehn Millionen Mark aus dem Zukunftsinvestitions-Programm.
Im September 1981 konnte das Haus mit gut 800 Sitzplätzen feierlich eingeweiht werden. Draußen johlten und pfiffen 150 Demonstranten des alternativen »Kukoz«, als die Festgäste zum Sinfoniekonzert strömten. »Wir müssen draußen bleiben«, hieß es auf ihren Transparenten - was sich aber schnell als Trugschluss erwies. Die Paderhalle bot von Anfang an ein abwechslungsreiches Programm für alle Geschmäcker, jedes Alter und auch den weniger prall gefüllten Geldbeutel.
Die Multifunktionalität hat freilich bis heute ihren Preis: Für Bälle, Tagungen und andere gesellschaftliche Veranstaltungen muss die Halle von Hand umgebaut werden. »Ich habe selbst mit angepackt und Stühle geschleppt«, erinnert sich Kulturamtsleiter Christoph Gockel-Böhner an seine Praktikantenzeit in der Paderhalle. Immerhin hatte der Berliner Architekt Hardt-Waltherr Hämer seinerzeit gewarnt: »Sie wissen ja, Sie bekommen eine Bettcouch - die ist weder ein richtiges Bett noch eine vollwertige Couch.«
Komfort vor allem für Theater- und Konzertveranstaltungen bietet die Paderhalle dennoch gerade in technischer Hinsicht. Und mit der bis zum Saisonstart renovierten Bühnentechnik (Kosten rund eine Million Euro) soll das Haus auch in den nächsten 25 Jahren alle Herausforderungen meistern. »Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir keinen Modernisierungsstau abbauen müssen«, so Hallen-Chefin Dr. Maria Rodehuth. Die Paderhalle sei immer noch eine der schönsten Stadthallen weit und breit.
Das soll jetzt gefeiert werden. »Zum Jubiläum wollten wir nichts einkaufen, sondern selbst etwas produzieren«, erläutert Gockel-Böhner. Als Partner haben das Kulturamt und die Paderhalle die Kirchenmusik vom Abdinghof gewonnen. Kirchenmusikdirektor Martin Hoffmann studiert mit 80 Sängerinnen und Sängern der Kantorei sowie einem 55-köpfigen Sinfonieorchester das Orff-Oratorium »Carmina Burana« ein. »Für mich war es eine ganz große Ehre, angefragt zu werden«, bekannte er gestern. Nun gehen die Proben in die entscheidende Phase. Vor allem die Überlegung, eine szenische Aufführung zu wagen, stellt das Ensemble vor eine große Herausforderung. Hoffmann: »Ohne Notenblatt auswendig zu singen und sich dabei auf der Bühne zu bewegen, ist für Chorsänger neu.«

Artikel vom 22.08.2006