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Die Konjunktur brummt - Große Betriebe im Nordkreis sind optimisch - Mehr Mitarbeiter

Von Dieter Wehbrink
Stemwede/Rahden/Espelkamp (WB). Nach Jahren der Stagnation zieht die Wirtschaft wieder deutlich an. In vielen Betrieben verbessert sich die Auftragslage, das Klima ist freundlicher geworden. Die STEMWEDER ZEITUNG wollte wissen, ob die Stimmung auch bei den Unternehmen im Nordkreis gestiegen ist.

Karl-Ernst Hunting, Leiter der IHK-Zweigstelle Minden, kann über erfreuliche Zahlen aus dem Mühlenkreis berichten. »Von Januar bis Mai 2006 wurde der Umsatz des Verarbeitenden Gewerbes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 Prozent gesteigert. Beim Auslandsumsatz sind es sogar 17,4 Prozent.« Die Zahl der Stellen sei um 0,6 Prozent gestiegen. »Wenn das Wachstum anhält, wird es noch mehr Arbeitsplätze geben«, ist der Experte überzeugt. »Allerdings könnte die Mehrwertsteuererhöhung der Konjunktur 2007 einen Dämpfer versetzen.«
Hubert Groß, Leiter des Geschäftsfeldes Fahrwerkmodule Nkw von ZF-Lemförder, das unter anderem in Dielingen mit einem Produktionswerk für Nkw-Fahrwerkmodule vertreten ist, hat gute Nachrichten parat. »Der Nutzfahrzeugmarkt befindet sich bereits seit drei bis vier Jahren in einer konjunkturellen Aufschwungphase. Im laufenden Jahr ist die gute Konjunktur getragen durch Vorzieheffekte der Lkw-Käufer, da ab Oktober 2006 die strengere Abgasvorschrift Euro 4 in Kraft tritt.«
Eine verstärkte Nachfrage nach Fahrwerkmodulen seitens der Lkw-Hersteller aus dem Inland sei zu spüren. »Da die Hersteller jedoch global aufgestellt sind und einen Großteil ihrer Produktion exportieren, kann die gute Nachfrage nicht ausschließlich auf Deutschland bezogen werden.«
Der Mitarbeiterstand in Dielingen wurde in den vergangenen Jahren beständig erhöht. Aufgrund der zu erwartenden konjunkturellen Abkühlung müssten allerdings weitere Neueinstellungen sorgfältig geprüft werden.
In den nächsten zwölf Monaten wird sich die Produktion in Dielingen auf hohem Niveau beruhigen. Drastische Produktionsrückgänge seien aber nicht zu erwarten.
Kai Büntemeyer, geschäftführender Gesellschafter des Rahdener Buchbindemaschinen-Herstellers Kolbus, hat für sein Unternehmen bereits seit drei Jahren einen sehr deutlichen Aufschwung festgestellt. »Wir hatten aufgrund des boomenden Exportes einen hohen Ausstoß. Auch die Inlandsaufträge sind leicht angestiegen, befinden sich aber noch nicht auf wünschenswertem Niveau. Ich würde sie als befriedigend bezeichnen. Im Jahr 2006 werde die durchschnittliche Mitarbeiterzahl bei Kolbus weiter steigen, nachdem sie bereits 2005 um 40 Stellen angewachsen sei. Am Standort Rahden werden 1180 Mitarbeiter beschäftigt. Auch für die nächsten Monate sieht Büntemeyer gute Perspektiven. Allerdings hat Kolbus auch Befürchtungen wegen aktueller Krisenherde, denn auf dem Hof stehen zurzeit fertige Maschinen für den Libanon. »Das ist leider eine Wolke am strahlend blauen Himmel«, sagt der Geschäftsführer.
Optimistisch ist auch die Gauselmann-Gruppe. Wie Robert Hess, Leiter Kommunikation, berichtet, sei das überaus erfolgreiche Abschneiden der Gauselmann Gruppe im Geschäftsjahr 2005 eine solide und gute Basis für die weiterhin positive Entwicklung in den kommenden Jahren. Gauselmann sei »breit aufgestellt« und werde die zukünftigen Herausforderungen bewältigen und die Chancen nutzen. So brachte das erste Halbjahr 2006 für die familiengeführte Unternehmensgruppe deutliche Umsatzzuwächse. Bereits im Jahr 2005 wurde die Milliarden-Euro-Grenze überschritten. 5638 Mitarbeiter haben zu diesem Unternehmenserfolg beigetragen.
Auch bei dem weltweit tätigen Espelkamper Unternehmen Harting macht sich der Aufschwung der Wirtschaft bemerkbar. »Wir spüren, dass die Wirtschaft läuft. Unsere Produkte laufen besser als geplant«, erklärte Wulf Padecken, Pressesprecher des Unternehmens. Innerhalb Deutschlands gebe es eine große Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens. Bedenken äußerte Padecken vor allem wegen der geplanten Mehrwertsteuererhöhung. »Davon werden wir als Unternehmen wohl eher mittelbar betroffen sein.«
Wulf Padecken geht aber davon aus, dass sich das Konsumverhalten der Bürger ändern wird. »So eine Mehrwertsteuerhöhung kann natürlich das Flämmchen eines Wirtschaftswachstums schnell zum Erlöschen bringen.«

Artikel vom 23.08.2006