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Musikalischer Orkan im Wapelbad

Fantastische Auftritte beim »Afro Reggae Open Air« vor rund 1200 Zuschauern

Gütersloh (WB). Es gibt Events, die man einfach besucht haben muss, egal ob das Programm jemanden direkt anspricht oder nicht. Das »Afro Reggae Open Air« am Samstag im Wapelbad lässt sich definitiv in diese Kategorie einordnen. In Zusammenarbeit mit der Weberei und dem Welthaus brannten die unterschiedlichsten Künstler ein wahres Musik-Feuerwerk ab.

Das Open-Air-Konzert war der würdige Schlusspunkt des Weltnacht-Festivals 2006. Auf zwei Bühnen gab es beinahe neun Stunden lang die unterschiedlichsten Programmstücke zu erleben, wie zum Beispiel das Komiker-Sextett »Adesa«. Dazu gab es eine große Anzahl von Ständen mit allerlei Leckereien sowie einen kleinen Basar, auf dem die Besucher unter anderem Schmuck oder Kleidung erstehen konnten.
Richtig voll wurde die Festwiese allerdings erst gegen Abend, als die als »Spaßband überhaupt« angekündigte Gruppe »Jam Salaam« die kleine Bühne betrat. Schon bei den ersten Klängen der Band um den aus Dakar stammenden Sänger Malik Diop war klar: Hier haben die Veranstalter mit ihren Versprechungen nicht übertrieben. Mit modern-poppigen Grooves, flotten Reggaenummern und exotischen Klängen brachte die Gruppe die zahlreichen Besucher sofort dazu, das Tanzbein zu schwingen. Sogar der einsetzende Regen ließ niemanden zu einem trockenen Unterstand flüchten, wahrscheinlich haben die meisten ihn nicht einmal bemerkt. Die Band gab sich auf der Bühne allerdings relativ wortkarg und heizte nur hin wieder die Stimmung der Zuschauer mit einigen Zwischenrufen an.
Das absolute Highlight des Abends stand den 1200 Open-Air-Gästen jedoch noch bevor. Schon eine Stunde vor Konzertbeginn nahmen die ersten Fans ihre Plätze vor der großen Bühne ein, denn es sollte ein ganz Großer des Reggae-Business seinen ersten Auftritt in Ostwestfalen absolvieren: Die Rede ist von Tiken Jah Fakoly. Wie gefragt der Mann in seiner Heimat Afrika ist, machte 2004 die Veröffentlichung seines Albums »Coup De Gueule« deutlich. Im Modibo Keïta-Stadion von Malis Hauptstadt Bamako stellte der Musiker seine Songs mehr als 20 000 begeisterten Fans vor, und auch in Frankreich füllte er schon ganze Konzerthallen.
Einen Teil dieser riesigen Begeisterung konnte man am Samstag auch im Wapelbad spüren. Als Fakoly zu den ersten Reggae-Klängen mit Afro-Einflüssen auf die Bühne stürmte, war es, als brauste ein Orkan durch das sonst so beschauliche Gütersloh. Die Fans flippten komplett aus, als der aus seiner Heimat Elfenbeinküste verbannte Sänger Songs wie »Africa wants to be free« oder »Tonton d'America« anstimmte. Die von den Veranstaltern verteilten Vorschusslorbeeren waren also mehr als gerechtfertigt gewesen.
Zwischen den Stücken ließ der Sänger immer wieder verlauten, was er mit seiner Musik erreichen möchte: »Wirtschaftliche und politische Freiheit für Afrika«, forderte Fakoly lautstark von der tobenden Menge. Die unterstützte ihren Helden daraufhin jedes Mal grölend mit »Afrikaaaaa«-Rufen. Tiken Jah Fakoly ist wegen seiner politischen Meinung Westafrikas moderner Superstar. Mit seiner Kritik an den auf dem schwarzen Kontinent herrschenden Missständen hat er sich in Regierungskreisen keine Freunde gemacht.
Ein großes Lob ist ebenfalls seiner grandiosen Band auszusprechen, die furios aufspielte und das Publikum binnen weniger Minuten zum Tanzen brachte.
Am erstaunlichsten war jedoch die Energie, mit der Fakoly 90 Minuten lang über die Bühne fegte und damit zeigte, dass er nicht nur ein außerordentlich brillanter Sänger, sondern ein ebenso begnadeter Tänzer ist. So war es auch kaum verwunderlich, dass die Zuschauer nach Ende der grandiosen Show lautstark eine Zugabe verlangten.
Diese konnte man aber nicht nur von Tiken Jah Fakoly bekommen. Auf der anschließenden After-Show-Party in der Weberei konnten die Zuschauer noch bis in die frühen Morgenstunden so richtig abtanzen - natürlich zu feinsten Reggae-Klängen.
Alles in Allem war das Open Air also eine rundum gelungene Veranstaltung - eine Fortsetzung ist sehnlichst erwünscht.
Christian Uthoff

Artikel vom 22.08.2006