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Trainer rät zu
Testkunden

Ringewaldt rollt IGEV-Historie auf

Versmold (OH). 25 Jahre Interessengemeinschaft Versmold - die Geschichte der Kaufmannschaft ist vor allem auch die jüngere Geschichte der Innenstadt. Das wurde Freitagabend einmal mehr deutlich. Eckehard Ringewaldt ließ beim Festakt der IGEV im Hotel Froböse in launiger Manier das vergangene Vierteljahrhundert Revue passieren.

Die Veränderungen, die sich im zurückliegenden Vierteljahrhundert ergeben haben, machte Ringewaldt auf ungewöhnliche Weise deutlich: Von den sechs Kaufleuten, die den ersten IGEV-Vorstand bildeten, sei nur noch Gesine Klack unter der damaligen Rufnummer heute noch zu erreichen. Und damals, Anfang der 80er Jahre, seien noch Panzer und Lastwagen-Kolonnen auf der Bundesstraße rund um die Kirche gefahren. »Die Stadtkernsanierung war dann auch eines der ersten Themen der IGEV.« Am 3. März 1981 gründete sie sich.
»Wir haben nicht nur miteinander geredet, sondern auch gemeinsam etwas angepackt. So wie die Weihnachtsbeleuchtung«, erinnerte Ringewaldt an die Anfänge. Die Einzelhändler hätten nicht mehr einzeln gehandelt, sondern gemeinsam etwas auf die Beine gestellt. Und dabei erreichten sie fast alle Versmolder: »Bei den ersten Weihnachtspreisausschreiben hatten wir 7000 Abschnitte in der Lostrommel.«
Der erste Flohmarkt 1983, der erste Wochenmarkt drei Jahre später - und natürlich das ebenfalls 1986 erstmals organisierte Stadtfest brachte die IGEV auf den Weg. An eine Sonntagsöffnung habe bei der Premiere niemand gedacht. Dann hätten wir selbst ja gar nicht mitfeiern können.« 56 Mitglieder zählte die IGEV im Jahr des ersten Stadtfestes - 20 Jahre später »existieren davon nur noch 22«, legte Ringewaldt einen weiteren Beleg für den enormen Wandel vor.
In den 90er Jahren habe die IGEV dann die bislang schwierigste Phase durchlebt. Die Situation in der Innenstadt rund um Straßensperrung und Brunnenversetzung, die in mehrere Bürgerentscheide mündete, sei im Verein heftigst diskutiert worden. »Das erste Bürgerbegehren hat die Kaufleute aber wieder zusammengeführt.« Inzwischen sei die IGEV mit einem engagierten Vorstand und auch dank ermutigender Ansätze aus dem Stadtmarketing auf einem guten Weg.
Einen Streifzug vom »Alptraum Kunde« bis hin zum »Erlebnis Einkauf« unternahm anschließend Unternehmensberater Ralf Strupat. »Die Frage: Kann ich ihnen helfen, wirkt heute abschreckend auf die neuen Käuferschichten. Es gibt nichts Schlimmeres als ein Kaufzwanggefühl«, sagte der Motivationstrainer. Er hielt den Kaufleuten nicht direkt den Spiegel vor, er ermunterte sie aber, sich selbst und die Arbeit der Mitarbeiter unter die Lupe zu nehmen. Und Strupat empfahl den Blick von Außen: »Holen Sie sich einen IGEV-Testkunden von außerhalb.«
Die Einzelhändler müssten sich über Qualität und Service etablieren - und über eine persönliche Beziehung zum Kunden. »Das Stadtmarketing mit Aktionen wie Freitag Schlag Drei kann nur mehr Frequenz für die Geschäfte bringen. Die Kunden müssen dann aber das besondere Einkaufserlebnis haben, um wiederzukommen«, sagte Strupat. Menschen-Kenntnis, nicht nur Produktwissen sei in diesem Zusammenhang gefragt. »Und es muss allen klar sein, dass nicht der Chef den Lohn zahlt, sondern der Kunde.«

Artikel vom 21.08.2006