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Stationen im
Krankenhaus
nicht gefährdet

Zweckverband fürchtet hohe Defizite

Von Elke Bösch
Rahden (WB). »Das ist Dramatik pur«, kommentiert Gerald Oestreich, Geschäftsführer der Kliniken im Mühlenkreis die Folgen der Tarifeinigung zwischen kommunalen Arbeitgebern und Marburger Bund (MB).

Schon durch die Vereinbarung mit Verdi seien die Personalkosten um jährlich 1,45 Millionen Euro für die Häuser in Rahden, Lübbecke, Minden und Bad Oeynhausen gestiegen. »Jetzt kommen noch einmal 1,9 Millionen Euro hinzu. Und das ist nicht alles«, warnt Oestreich. »Während des 30-tägigen Streiks der Ärzte sind 600 Patienten weniger aufgenommen worden. Der Erlösausfall für den Zweckverband beläuft sich auf 1,6 Millionen Euro.« Zusätzlich wolle die Bundesregierung ab 1. Januar 2007 im Rahmen des Gesundheitsstrukturgesetzes das Budget für die Krankenhäuser um 1,5 Prozent senken - noch einmal drei Millionen Euro Verlust. »Die Ausfälle summieren sich auf mehr als sechs Millionen Euro bei einer an sich schon angespannter Lage. Auch haben die Ärzte keine Diagnosen gestellt. Konsequenz: Es konnten keine Rechnungen geschrieben werden und dadurch fehlen zehn Millionen Euro in unserer Kasse«, schildert Oestreich die Dramatik der Situation.
Wegen knapper Personaldecke vom Streik nicht betroffen sei das Rahdener Krankenhaus gewesen. Die 15 Ärzte haben nicht gestreikt (wir berichteten).
Angesichts der Entwicklung im Gesundheitswesen könne man schon von Staatsmedizin sprechen. »Der Bund setzt irgendwelche Regelungen, die an der Realität in den Kliniken völlig vorbeigehen. Wir müssen jetzt hilfesuchend nach Berlin schauen.« Denn eins macht Oestreich unmissverständlich klar: »Wenn sich nichts Grundlegendes ändert, wird es harte Einschnitte geben - wie die Schließung von Stationen.« Die seien in Rahden aber nicht gefährdet. »Dieses Krankenhaus ist mit durchschnittlich 100 Patienten belegt und völlig ausgelastet. Trotzdem werden auch hier etwa 300 000 Euro Mehrkosten erwartet. Die Verluste durch Streik, Personalkostensteigerungen, Budgetkürzungen wirken sich aber nicht auf Zukunftsüberlegungen, die einen Neubau einbeziehen, für den Standort Rahden aus.
»Auf keinen Fall dürfen wegen Kostensteigerungen die Leistungen heruntergefahren werden«, fordert Dr. Elmar Axnick, Chefarzt am Rahdener Krankenhaus. Der Patient dürfe nicht darunter leiden. Auch betont Axnick sei Geld nicht der Hauptfaktor für den Streik gewesen. »Es ging auch um familienfreundliche Arbeitszeiten und Eindämmung der immer weiter wachsenden Bürokratie.«

Artikel vom 19.08.2006