22.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wären Sonntagmorgen in Hillegossen mit dem Mercedes SLK fast noch zusammengestoßen: Christine Schäffer (r.) und Lydia Dück.

Mit den zwei
Freundinnen
kam Erste Hilfe

Nach Unfall vorbildlich gehandelt

Von Gerhard Hülsegge
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Dass bei dem Verkehrsunfall mit drei Verletzten vergangenen Sonntag gegen 4.15 Uhr auf der Detmolder Straße in Hillegossen (wir berichteten gestern) rasch Erste Hilfe geleistet wurde, ist zwei 22-jährigen Damen zu verdanken. Christine Schäffer und Lydia Dück kamen dem Sportwagenfahrer (33) entgegen, der in einen Taxistand raste.

Die Freundinnen waren stadteinwärts unterwegs, als ihnen der laut Polizei angetrunkene Fahrer des Mercedes-Cabrio SLK in Höhe der »Neuen Reihe« entgegenkam. »Schon in der Kurve haben wir gemerkt, wie das Fahrzeug schwankte«, so Christine Schäffer gestern zum WESTFALEN-BLATT. Die Inhaberin eines Solariums und Kosmetikstudios hatte ihre Beifahrerin und Auszubildende im Einzelhandel eingeladen, bei ihr zu übernachten. An Schlaf war aber nicht mehr zu denken.
Denn Sekunden später verlor der Mercedes-Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug, raste über den Gehweg, durchbrach einen Zaun und nahm Kurs auf einen Taxistand an der Alten Detmolder Straße. Hier rammte der Sportwagen das Auto eines 43-jährigen Taxifahrers.
Die beiden Frauen waren mit ihrem Auto gerade noch nach rechts ausgewichen. »Einen Zusammenstoß hätten wir wohl nicht überlebt«, ist sich Schäffer sicher. Während ihre Freundin Lydia Dück die Polizei übers Handy alarmierte, sprintete sie zu den Unfallopfern. Der SLK- sowie auch der Taxifahrer lagen bewusstlos in ihren Pkw. »Niemand wurde herausgeschleudert«, so Schäffer. Als sie die Beifahrertür des SLK öffnete, fiel ihr der 22-jährige Beifahrer praktisch vor die Füße.
»Der Airbag des SLK hatte nicht funktioniert«, berichtete die Unfallzeugin, gestern immer noch arg geschockt von der Unfallszenerie. Der Motor war nicht abzustellen, lief auf vollen Touren, Bezingeruch lag in der Luft und die Gefahr einer Explosion war zu Greifen nahe.
Denn: Auslaufender Treibstoff hatte sich unter dem SLK bereits entzündet. Christine Schäffer: »Um uns herum war keine Menschenseele, der Taxifahrer eingeklemmt und zwei bewusstlose Menschen. Der Fahrer des SLK verlangte nach einem Handy, wollte seine Freundin anrufen, wählte aber stets die falsche Nummer.«
Ihn aus dem Wrack zu befreien, gelang erst später der Feuerwehr. Beherzt griffen die Freundinnen zu, leisteten Erste Hilfe, zerrten den Taxifahrer aus dem Daimler und betteten den Beifahrer aus dem SLK auf den Teppich aus dem Mietwagen.
»Die beiden Damen haben sich absolut richtig verhalten«, lobte Erster Polizeihauptkommissar Reinhard Kleimann, Leiter des Verkehrskommissariats Ost, das Verhalten der Retterinnen. Die geben sich bescheiden: »Das macht doch jeder Menschen mit gesundem Menschenverstand«, meinte Christine Schäffer.

Artikel vom 22.08.2006