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Harmonie von Orchester und Gesang

Tosender Beifall für Nabucco-Aufführung im Gerry Weber Stadion - Heimische Kleindarsteller

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Am Schluss brandete der Applaus auf, erklangen zahlreiche Bravo-Rufe im weiten Rund des Haller Gerry Weber Stadions. So lautstark, dass Verdis Oper »Nabucco« sogar um einen fünften Akt erweitert wurde: die Zugabe.

Noch einmal erklingt am Schluss der berühmte Gefangenen-Chor »Va, pensieri, sull' ali dorate«, einer der vielen eingängigen Melodien, die der italienische Komponist Guiseppe Verdi in eine seiner berühmtesten Opern hat einfließen lassen. Dass die aufrüttelnden Chor-Passagen, die dynamischen Arien und Duette auch in den obersten Rängen des leider nur mit 3000 Zuschauern besetzten Stadions in ihrem ganzen Volumen ankamen, hatte sicher etwas mit der ausgefeilten Tontechnik zu tun. In erster Linie aber mit den Akteuren auf und vor der Bühne.
Vor allem der ausdrucksstarke Sopran von Antonella Banaudi in der Rolle der »bösen« Königstochter Abigaile begeisterte das Publikum. Die Italienierin war schon 2001, bei der ersten Nabucco-Aufführung im Weber-Stadion, mit ebensolchem Erfolg mit von der Partie. Ein Wiedersehen gab es auch mit Walter Donati in der Titelrolle des babylonischen Herrschers Nebukadnezar, dessen Bariton sehr nuanciert die Gegensätze zwischen überlegenem Herrscher und gedemütigtem Gefangenen deutlich machte. Imposant auch Sopranistin Jutta Panzenböck als Nabucco-Tochter Fenena, Gerhard de Roux als Hebräer Ismaele und vor allem Valentin Pivovarovs wohlklingender Bass in der Rolle des Hohepriesters Zacharias.
Einen dicken Brocken des Applauses heimste Samstag auch das Philharmonische Orchester der Stadt Bielefeld ein, das eigens für die Aufführung in Halle mehrere Proben mit Eraldo Salmieri absolviert hatte. Der erfahrene Dirigent vereinte mit scheinbar lockerer Hand Musiker und Sänger zu einer harmonischen Einheit, dämpfte die Klänge der Instrumente, wenn die Szene es verlangte, oder steigerte sie ganz dezent, um den Chor-Passagen den nötigen Ausdruck zu verleihen.
Sogar Petrus schaltete sich in die Aufführung ein, kaum dass das Geschehen auf der Bühne von Jerusalem nach Babylon an die Gestade des Euphrat gewechselt war. Was da als Rauschen die Handlung begleitete, waren nicht die Fluten des Flusses, sondern der Regen auf dem Stadiondach. Wenigstens hatte das Wetter aber ein Einsehen mit dem Publikum, denn genau in der Pause und nach der Aufführung blieb der Himmel trocken. Einige Damen in Abendgarderobe kamen dennoch nicht trockenen Fußes zu ihren Limousinen: Ein Teil der VIP-Parkplätze war nicht gemäht worden, das fast kniehohe Gras durch die Schauer quatschnass . . ..

Artikel vom 21.08.2006