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Mit engelsgleichen Knabenstimmen

Domchor zog sein Publikum in der Dalheimer Klosterkirche in den Bann

Von Matthias Lüke (Text und Foto)
Lichtenau (WV). Mit seinem Programm »Aus den Quellen der Gregorianik« vermochte der Paderborner Domchor unter der Leitung von Theodor Holthoff die Zuhörer zu begeistern. In der vollbesetzten Klosterkirche ließ man sich ganz von der Musik verzaubern.

Die Atmosphäre im Kloster Dalheim ist immer eine ganz besondere, ja im Grunde schon feierlicher Natur. Dicht an dicht macht man es sich auf den im Kirchenschiff aufgereihten Stühlen bequem, Wände und Deckengewölbe des relativ kleinen, aber hohen Kirchengebäudes sind getaucht in warmes, gelboranges Licht, während sich zur Bühne von ebenfalls geringer Größe aufgrund deren Nähe zum Publikum jegliche Distanz verliert und man mit den Sängern des Chores darauf in hautnahem Kontakt zu stehen scheint.
Vor den Türen der Kirche blitzt und donnert es, ja man kann sagen, es findet ein Duell statt zwischen Naturgewalten außerhalb und Stimmgewalten innerhalb der Mauern, wobei sich diese Konstellation keineswegs als störend, sondern der erhabenen Stimmung eher förderlich erweist.
Das Programm des Domchores beschreibt einen Querschnitt an Gregorianischen Chorälen samt seiner Vertonungen verschiedenster Epochen zu unterschiedlichen Zeitpunkten eines Kirchenjahres. Der Chor beginnt zur Advents- und Weihnachtszeit mit einem Graduale und Rheinbergers fünfstimmigem »Benedicta es tu, virgo Maria«. Weitere Stationen sind beispielsweise die Osternacht, zu der Palestrinas »Sicut cervus« erklingt. Über Mozarts bekannte Motette »Ave verum« zu Fronleichnam und Bruckners Graduale zum Kirchweihfest »Locus iste« schließt sich der Bogen mit Hubert Göbels »Fanciae quondam« zum Fest des Heiligen Liborius.
Gesangstechnisch bewegt sich der Domchor auf bekannt hohem Niveau. Der Klang besticht durch Homogenität, das Zusammenspiel aller Stimmlagen wirkt absolut ausgewogen und wunderbar abgestimmt. Den besonderen Reiz machen da die traditionellen Knabenstimmen aus, die präzise, klar und engelsgleich über allen anderen Stimmen zu schweben scheinen. Selbst in höchsten Lagen wirken Koloraturen und Melismen leicht, unbeschwert und exakt.
Die Akustik der Klosterkirche mit angemessenem Nachhall trägt zum tollen Klangerlebnis bei. Chorleiter Theodor Holthoff versteht es auf sympathische Art und Weise, seine Schützlinge sicher durch sämtliche Schwierigkeitsgrade der Stücke zu manövrieren. Das Publikum spendete von Herzen kommenden und lang anhaltenden Schlussapplaus.

Artikel vom 21.08.2006