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Kampagne war erfolgreich

Soroptimistinnen sammelten in Lübbecke 400 Unterschriften

Altkreis Lübbecke (WB). Die Frauenberatungsstelle für Opfer von Menschenhandel, Nadeschda in Herford, hatte anlässlich der Fußballweltmeisterschaft eine Kampagne in Ostwestfalen-Lippe gegen Zwangsprostitution durchgeführt, die zeitlich und räumlich begrenzt war. Daran beteiligt waren auch die Soroptimistinnen aus dem Mühlenkreis.

Im Juli waren alle Bündnispartner der Aktion »Abpfiff« bei der Beratungsstelle in Herford eingeladen und die Anwesenden berichteten über ihre Aktionen in Ostwestfalen. Die Kampagne stand auf vielen Füßen: Polizei, Gleichstellungsstellen, Vereine und Ehrenamt und wurde gut getragen. Insgesamt wurden 68 000 Unterschriften gegen Zwangsprostitution gesammelt, die dem deutschen Frauenrat übersandt wurden.
Im Kreis Herford gab es zwei große Pressekonferenzen mit Vorstellung der Kampagne Abpfiff, ebenso in Gütersloh, Halle und Bielefeld. In der Zeit vom 10. Juni bis 3. Juli wurden sieben Razzien von der Polizei durchgeführt. Reinhold Bethlehem von der Kreispolizeibehörde Kreis Herford berichtete von 20 »zweifelhaften« Prostituierten, von denen eine illegal hier war, alle waren aber so eingeschüchtert, dass sie jegliche Aussage verweigerten. Weiterhin berichtete die Polizei von den diffizilen Methoden der Zuhälter, die die Frauen einschüchtern, ihnen mit Gefängnisstrafen drohen (die Frauen kennen ja unsere Gesetze nicht, so dass sie das glauben), oder Maßnahmen gegen die in der Heimat lebenden Familie drohen (denk an Dein Kind zuhause...).
Es wurde noch einmal ausdrücklich von Corinna Dammeyer, der Leiterin von Nadeschda, betont, dass die Zahl der Prostituierten sich wider Erwarten nicht erhöht hat. Unter den Fans waren schlicht weg zu viele Frauen. Trotzdem war die Kampagne wichtig und gut, denn sie hat die Arbeit der Beratungsstelle Nadeschda bekannter gemacht. Zudem ging und geht es um die Sensibilisierung aller Beteiligten und Nicht-Beteiligten.
Im Kreis Minden-Lübbecke wurde »Abpfiff« von den Frauen von Soroptimist International, Club Lübbecker Land, getragen. Verglichen mit den großen Aktionen der Gleichstellungsbeauftragten der benachbarten Städte und Kreise war auch diese ehrenamtlich getragene Aktion ein voller Erfolg. Die Frauen von Soroptimist International sammelten an zwei Samstagen in der Lübbecker Innenstadt nahezu 400 Unterschriften und informierten über die Beratungsstelle Nadeschda und Zwangsprostitution in Deutschland.
Seit Beginn der Kampagne sind acht neue Klientinnen in der Beratungsstelle in Herford in der Betreuung und bei zweien ist sicher, dass sie durch diese Kampagne zu Nadeschda gekommen sind. Bei der Hotline, die auf Plakaten und Postkarten bekannt gemacht wurde, gingen ca. 60 Anrufe ein, die ernsthaft mit Menschenhandel zu tun hatten, die meisten Anrufe kamen von Freiern, die Verdacht geschöpft hatten oder denen sich Frauen anvertraut hatten. Ziel von Nadeschda ist es nicht, die Prostitution zu verbieten und strafbar zu machen, sondern die bestehenden Gesetze (Sex mit Minderjährigen, Unfreiwilligkeit, Verschleppung, etc.) auszuschöpfen.

Artikel vom 19.08.2006