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Knapp am Fahrverbot vorbei

Polizei kontrolliert verstärkt die Geschwindigkeiten vor den Schulen

Von Jürgen Gebhard
Vlotho-Bonneberg (VZ). Der »Tagessieger« in der 30er Zone vor der Grundschule Bonneberg war am Freitag vor Unterrichtsbeginn ein Motorradfahrer: 62 Stundenkilometer las Andreas Liedke auf dem Display seines Radar-Messgerätes ab. Sein Kollege Olaf Laube hob die Kelle und stoppte den Verkehrssünder.

Der schnelle Motorradfahrer versuchte erst gar nicht, mit den Polizisten zu diskutieren. Er fahre hier jeden Morgen zur Arbeit und habe einfach nicht aufgepasst. 60 Euro muss er bezahlen, er bekommt eine Anzeige und drei Punkte in Flensburg. »Und dabei hat er noch Glück gehabt«, sagt Andreas Liedke später, »nur zwei Kilometer mehr, und es hätte auch noch ein einmonatiges Fahrverbot gegeben.«
Gerade vor den Vlothoer Schulen, wo überall nur mit 30 gefahren werden darf, sollten die motorisierten Verkehrsteilnehmer ganz genau auf den Tacho schauen, das rät auch Vlothos Wachleiter Jürgen Schwarze: »Tempo 50 ist dort mit Rücksicht auf das Leben der Kinder auf jeden Fall viel zu schnell.« Und viel zu teuer.
Auf Geschwindigkeitskontrollen müssen sich die Autofahrer gerade jetzt zu Beginn des neuen Schuljahres vermehrt einstellen. »Wir werden in den nächsten Wochen noch auf allen Schulwegen in Vlotho Messungen vornehmen«, kündigt Jürgen Schwarze eine intensive Überwachung an. Kontrolliert werde grundsätzlich zu allen Tageszeiten, denn Tempo 30-Begrenzungen seien rund um die Uhr zu beachten.
Mit »Wegelagerei« habe das überhaupt nichts zu tun, räumen die Beamten mit möglichen Missverständnissen auf. »Gerade nach den Sommerferien müssen die Verkehrsteilnehmer vor den Schulen ganz besonders aufmerksam und jederzeit bremsbereit sein - aber bei erhöhter Geschwindigkeit verlängern sich Reaktionsvermögen und Bremsweg ganz deutlich«, erklärt Wachleiter Jürgen Schwarze.
Aber auch die Schulkinder selbst sind gefordert, wo es um ihre Sicherheit geht: Gerade ist an den Grundschulen das alljährliche »Fußgängerprogramm« für die Erstklässler angelaufen, in dem die Beamten mit den Lernanfängern unter anderem das sichere Verhalten beim Überqueren der Fahrbahn einüben (VZ berichtete). Und am Weser-Gymnasium hat am Donnerstag der alljährliche Verkehrssicherheitstag der Fünftklässler stattgefunden, der sich ganz besonders an die »Buskinder« gerichtet hat.
l Für die Überschreitung der innerörtlichen Höchstgeschwindigkeit gelten folgende Sätze:
Bis 10 km/h zu schnell: 15 Euro; 11 bis 15 km/h: 25 Euro; 16 bis 20 km/h: 35 Euro; 21 bis 25 km/h: Anzeige, 1 Punkt, 50 Euro; 26 bis 30 km/h: Anzeige, 3 Punkte, 60 Euro; 31 bis 40 km/h: Anzeige, 3 Punkte, 1 Monat Fahrverbot, 100 Euro; 41 bis 50 km/h: Anzeige, 4 Punkte, 1 Monat Fahrverbot, 125 Euro; 51 bis 60 Euro: Anzeige, 4 Punkte, 2 Monate Fahrverbot, 175 Euro; 61 bis 70 km/h: Anzeige, 4 Punkte, 3 Monate Fahrverbot, 300 Euro; mehr als 70 km/h: Anzeige, 4 Punkte, 3 Monate Fahrverbot, 425 Euro.
Drei Kilometer werden von der gemessenen Geschwindigkeiten als Gerätetoleranz abgezogen.

Artikel vom 19.08.2006