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Hilfe nach dem Tod des Partners vermitteln

Caritas Schloß Neuhaus führt Trauernde zusammen

Schloß Neuhaus (WV). Tod und Trauer sind immer noch ein Tabu. Wer einen Menschen verloren hat, findet deshalb nur schwer jemanden, mit dem er über den Verlust reden kann. Seit einem halben Jahr durchbricht ein monatlicher Treff der Caritas in Schloß Neuhaus diese Isolation. Entstanden ist er auf private Initiative.
Man trifft sich am letzten Sonntag im Monat in Schloß Neuhaus. Ältere und junge Menschen sind gekommen, bekannte und neue Gesichter sind unter den Besuchern. »Egal, wie die Zusammensetzung der Gruppe ist, eines ist immer gleich. Alle sprechen sofort über ihre Situation«, sagt Maria Wilk. Die Situation: Das ist das Leben nach dem Tod des Partners oder Angehörigen oder nach einer Scheidung - immer geht es um Verlust.
Maria Wilk hatte die Idee zusammen mit ihrer Nachbarin Ursula Meier. Im April luden sie zum ersten Mal zu dem Sonntagstreff ein. Beide Frauen haben ihren Mann verloren. Sie wissen, wie einsam man sich fühlen kann, wenn man allein zurückbleibt. »Es tut gut, sich mit jemand zu unterhalten, der weiß, wie es einem geht«, sagt Ursula Meier.
Vor allem der Sonntag ist ein schwieriger Tag. In den Cafes und Restaurants sitzen die Familien und Paare, es fällt schwer, sich allein an einen Tisch zu setzen. Deshalb haben Maria Wilk und Ursula Meier ihren Kontaktkreis auf diesen Wochentag gelegt. Wie groß der Bedarf ist, zeigte sich gleich beim ersten Treffen, als 18 Menschen in Maria Wilks Wohnzimmer zusammen saßen. Weniger als 15 Personen waren es nie bei den vier weiteren Treffen. Der Kreis, den die beiden Frauen ins Leben gerufen haben, ist ein Erfolg und das längst über Schloß Neuhaus hinaus. Die Teilnehmer kommen aus dem gesamten Stadtgebiet und angrenzenden Gemeinden.
»Wir wollten kein privater Club sein«, sagt Maria Wilk. Deshalb haben die beiden Initiatorinnen von Anfang an klar gemacht, dass die Initiative unter dem Dach der örtlichen Caritas-Konferenz in Schloß Neuhaus steht, wie auch der Name »Caritas-Kontaktkreis« verdeutlicht.
Für das kommende Jahr haben Ursula Meier und sie bereits einen kompletten Veranstaltungskalender ausgearbeitet. Überhaupt ist der Caritas-Kontaktkreis als „Starthilfe“ in ein neues Leben gedacht. »Wer zu uns kommt, braucht für eine gewisse Zeit Unterstützung, um den Kontakt zu anderen aufzunehmen«, sagt Ursula Meier. »Wir sind aber keine Trauergruppe.«
Im Laufe der Zeit soll sich der Caritas-Kontaktkreis verselbstständigen. »Wir wollen nicht für alle Zeit alles planen und vorbereiten«, stellt Maria Wilk fest. Sie hofft, dass sich kleine Untergruppen bilden, die selbst aktiv werden. Noch müssen sie und Ursula Meier jedoch Anschubhilfe leisten. Deshalb sind die beiden Frauen bis auf weiteres auch Ansprechpartnerinnen für Interessenten.
Kontakt: Pfarrbüro St. Heinrich und Kunigunde Ruf 05254/2531, Maria Wilk Ruf 05254/2847, Ursula Meier Ruf 05254/4512.

Artikel vom 23.08.2006