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Ricklin, der rasende »Cop«

Strahlender Sieger: Kommissar Manfred Ricklin war nicht zu stoppen.

Schnellster Polizist in NRW ist 50 und fährt mit dem Rad zum Dienst

Von Alexander Grohmann
(Texte und Fotos)
Vlotho/Bad Oeynhausen (WB). So oft es geht, lässt Manfred Ricklin sein Auto in der Garage. »Die 25 Kilometer zur Arbeit und zurück fahre ich immer mit dem Fahrrad«, betont der Polizeioberkommissar aus dem Kreis Steinfurt. »Das hält fit.« So fit, dass Ricklin beim NRW-Einzelzeitfahren in Vlotho auch von den vielen jüngeren Kollegen nicht aufzuhalten war.

Im Rekord-Tempo bewältigte der Beamte im schnee-weißen Radsport-Trikot die 23 Kilometer lange Strecke, kam in 30:59 Minuten im Ziel an. Eine Super-Zeit. Damit war der 50-Jährige seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Zweiter wurde Sebastian Heinrichs aus Wolfsburg in 31:36m Minuten, Dritter Jan-Christoph Traß (Elmshorn/32:35min).
Ricklin hatte nichts dem Zufall überlassen: »Im Frühjahr war ich zur Sport-Kur in Bad Salzuflen. Da habe ich die Strecke ein paar Mal abgefahren«, kannte er sich bestens aus. Seine Meinung zum Strecken-Profil, das von den 237 zum Pedalen-Dienst angetretenen Beamten aus ganz Deutschland 220 Höhenmeter abverlangte: »Ein fairer Kurs, der auch von Hobbyfahrern gut zu meistern ist.«
Ein Hobbyfahrer ist Ricklin bei weitem nicht. Der top-fitte Kommissar aus der Nähe von Münster war viele Jahre lang im Triathlon zu Hause, kennt sich mit Zeitfahren bestens aus. Vor zwei Jahren feierte er in Belgien den WM-Titel im Duathlon (Laufen und Radfahren). Von ungefähr kommt die durchtrainierte Figur des 50-Jährigen also nicht. Während andere Teilnehmer mit einer Zeitfahrmaschine und futuristischem Helm Tempo machten, reichte Ricklin ein umgerüstetes Rennrad. Er brauchte niemand zu fürchten.
Die Sonne strahlte über dem Sportplatz des FC Exter, als Landrätin Lieselore Curländer am Mittwoch Vormittag das Polizei-Event, das vom PSV Herford in Zusammenarbeit mit dem FCE und dem RC Endspurt Herford ausgerichtet wurde, eröffnete. »Das Wetter haben wir extra bestellt«, freute sich auch der zuständige NRW-Landesfachwart Radsport Lambertus Hartmann.
Wenig später machte sich der Polizist mit der Startnummer eins ein paar hundert Meter weiter an der Einmündung der Schulstraße in die Herforder Straße auf den Weg. Ebenfalls keine lange Wartezeit hatte Lokalmatador Andreas Liedtke: Das »Aushängeschild« der Vlothoer Wache ging mit der Nummer 25 ins Rennen, wollte es locker angehen lassen. »Ich fahre Ýjust for funÜ, habe erst vor einem dreiviertel Jahr mit dem Radsport angefangen«, meinte Liedtke, der beim Startschuss noch ein Lächeln auf den Lippen hatte. Das wird ihm später wohl vergangen sein. Viele kleine, kräfteraubende Anstiege warteten auf dem Weg von Exter nach Valdorf und wieder zurück auf die Wachmänner. Mit dabei auch Ralf Aumann von der TG Werste: Das heimische Lauf-Ass vom Polizeipräsidium Bielefeld musste Lehrgeld bezahlen, kam auf Rang 100 ins Ziel. »Ich bin nur mitgerollt«, so Aumann, dem das Renen aber trotzdem viel Spaß machte.
Alle zwei Jahre findet der polizei-interne Wettkampf in NRW statt. Für Gerhard Scheibe, Leiter der Sportbildungsstätte in Wuppertal, ist das zugleich auch Öffentlichkeitsarbeit: »Wir wollen unseren Sport nicht hinter verschlossenen Türen betreiben.«

Artikel vom 18.08.2006