19.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Wir heiraten in Gütersloh«

Japaner benötigten 9300 Flugkilometer, um sich kennen zu lernen

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). Als Yumie ihrem Tatsuya vor vier Jahren in Gütersloh über den Weg lief, da wusste sie noch nicht, dass sie der Liebe ihres Lebens begegnet ist. Die beiden Japaner stammen aus Tokio und brauchten mehr als 9 300 Flugkilometer, um sich kennen zu lernen. Nächste Woche heiratet das Liebespaar. Wo? Natürlich in Gütersloh. Der Zufall schreibt eben doch die schönsten Liebesgeschichten.

Was heißt eigentlich »Ich liebe Dich« auf Japanisch? »Aishiteru«, ruft Yumie Onami mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und schaut dabei zärtlich ihren Bräutigam Tatsuya Minami an. Der reagiert zurückhaltend. Denn die angemessene Zeugung von Respekt für alles ist eine der wichtigsten Grundlagen der japanischen Etikette.
Vor vier Jahren kamen die beiden heute 26-Jährigen getrennt nach Gütersloh. Yumie studierte damals Jura und war hier für eine Woche zu Gast. Sie lernte die Tanzschule Stüwe-Weissenberg kennen. Die gefiel ihr so gut, dass sie zurück nach Tokio flog, um ihren Eltern mitzuteilen, dass sie eine Ausbildung zur Tanzlehrerin in Deutschland machen wolle. »Meine Eltern waren total geschockt, haben es aber schließlich erlaubt«, erinnert sich die lebensfrohe Yumie, die kurz nach der Rückkehr in Gütersloh Tatsuya Minami kennen lernte. Der Zahntechniker arbeitete bei »Art Oral«, dem deutschlandweit bekannten Zahnlabor von Klaus Müterthies am Grenzweg. »Eine Bekannte stellte ihn mir auf dem Honky-Tonk-Festival vor. Ich mochte ihn sofort«, erzählt die sympathische Japanerin, die mittlerweile akzentfrei deutsch spricht. Ein halbes Jahr später habe es dann endgültig zwischen den beiden »gefunkt«. Seitdem sind sie zusammen.
»Wir mögen dieses Land und die Menschen. Wir mögen auch das Essen, am liebsten die Wurstwaren und das deutsche Bier«, sagen die beiden Wahl-Gütersloher. In Tokio sei der Alltag so schnelllebig, dass man manchmal gar nicht zum Nachdenken komme. »Hier ist alles ruhiger und irgendwie schöner.« Tatsuya will noch einige Jahre in Gütersloh bleiben, um sich beruflich weiter zu festigen. Yumie hat ihre Ausbildung bei Stüwe-Weissenberg inzwischen mit Bravour abgeschlossen. »Wenn ich ein Angebot als Tanzlehrerin bekommen sollte, dann bleibe ich natürlich bei meinem Mann.« Dem steht wohl nichts entgegen. Helga Weissenberg: »Natürlich kann sie bei uns arbeiten.«
Am kommenden Freitag, 11.30 Uhr, ist es dann soweit. Im Standesamt an der Kirchstraße geben sich die beiden Liebenden das »Ja-Wort«. Allerdings ohne ihre Eltern und die japanischen Freunde. »Das ist für alle zu weit. Wir feiern in Japan nach.« Die Trauzeugen in Gütersloh: Helga Weissenberg und Klaus Müterthies.

Artikel vom 19.08.2006