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Steinhagener Erfindung erobert die Welt

»Less Stress«: Reinhard Wehmeiers Maschine erleichtert Augenoptikern die Arbeit

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Die Erfindung eines Steinhageners hat die Augenoptikerbranche revolutioniert. »Less Stress« heißt die von Reinhard Wehmeier entwickelte Maschine, die ihrem Namen alle Ehre macht und einen sonst hochdifizilen Vorgang, den Einbau von Bügeln und Mittelsteg an randlosen Brillen, mit erheblich weniger Aufwand und Mühe möglich macht. Inzwischen ist der Apparat weltweit auf dem Siegeszug.

Nicht nur, dass sie landauf, landab in den Werkstätten steht. Auch zahlreiche Berufsschulen unterrichten an der Maschine, Fielmann setzt sie ebenfalls in den Filialen und an der firmeneigenen Akademie ein. »Mein Vater hat mit 'Less Stress' einen neuen Standard geschaffen«, sagt Silke Wehmeier nicht ohne Stolz.
Als Geschäftsführerin der Steinhagener Firma Interspeed vermarktet sie gemeinsam mit ihrem Bruder Heiko und natürlich dem Vater das hochpräzise Optikergerät. Der Erfolg ist längst international. Nicht nur in München auf der renommierten OPTI, sondern rund um den Globus stellt die Firma ihr Produkt, häufig über die Vertriebspartner, bei Messen vor: In Hongkong, Sydney, New York, Las Vegas, Mailand, Paris, Birmingham, Dubai und Zürich ist ist die Firma regelmäßig vertreten.
Dabei laufen die Steinhagener ständig Gefahr, kopiert zu werden. Vor allem von den Chinesen. »Wir haben natürlich ein Patent auf die Maschine. Aber das deutsche Patentrecht reicht gar nicht aus, um sie vor Nachahmern zu schützen«, spricht Silke Wehmeier ein Problem an, das vielen Unternehmen nicht zuletzt auch finanziell zu schaffen macht. Trotz einstweiliger Verfügungen und weiterer juristischer Schritte werden immer wieder »Less Stress«-Plagiate angeboten. »Eine Firma in unserer Größenordnung kann teure und lange Prozesse wie sie nötig wären, gar nicht führen«, sagt die Geschäftsführerin.
Mit rund 500 Stück pro Jahr hat die Firma vor fünf Jahren angefangen, heute verlassen rund 1000 bis 1200 Maschinen den Metallbaubetrieb von Ufuk Uyar. Der ist von der ersten Stunde an mit im Boot und wird von den Wehmeiers sehr geschätzt - nicht nur wegen der kurzen Wege innerhalb des Gewerbehofs an der Waldbadstraße, wo er ebenso wie Interspeed angesiedelt ist, sondern auch wegen der detailgenauen Arbeitsweise.
Und sehr präzise muss es zugehen, denn »Less Stress« ist schließlich ein hochempfindliches Werkzeug. Optikermeister Reinhard Wehmeier hatte sich nämlich stets darüber geärgert, dass er zum Handbohrer greifen musste, um randlose Brillen mit Bügeln und Mittelsteg auszustattet. Viel zu risikoreich und ungenau war ihm das, zumal per Handarbeit die Löcher im zweiten Glas stets schwer exakt gleich anzubringen sind. Randlose Brillen - eine Qual. Also tüftelte er eine Maschine aus, bei die Bohrungen per Formscheibe und digitaler Steuerung haargenau eingemessen und Abstände und Winkel für das zweite Glas einfach gespiegelt werden können. Das Prinzip eines Mannes aus der Praxis. Dass es aber so einen Erfolg haben würde: »Damit haben wir alle nicht gerechnet«, sagt Silke Wehmeier.

Artikel vom 25.08.2006