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Aufgeschreckte
Wespen zeigen
ihre Stacheln

Tiere in diesem Sommer aggressiv

Von Elke Bösch (Text und Fotos)
Rahden (WB). Die Fliegenklatsche sollte immer griffbereit liegen. Denn zu einer regelrechten Plage entwickeln sich in diesem Sommer die Wespen. »Wir können nicht mehr draußen essen, so aggressiv sind diese Insekten«, sagt Katharina Tiemeyer, die mit ihrer Familie in der Rahdener Innenstadt lebt.
Gerhard Sander zeigt seine Brombeeren. Diese Früchte schätzen auch die Wespen sehr.

»Wenn Wespen gestört werden, ein Nest aufgestöbert wird, dann können sie sogar regelrecht verfolgungssüchtig sein«, warnt Gerhard Sander. Der 87-Jährige weiß, wovon er spricht. In diesem Jahr feiert er ein Jubiläum, ist seit 25 Jahren als »ehrenamtlicher Kammerjäger« in Sachen Wespen und Hornissennestern in Rahden und Umgebung aktiv. 130 Wespen-Behausungen hat er in dieser Zeit vernichtet, aber nur zwei Hornissenunterkünfte. 28 konnte er vor der Zerstörung bewahren.
Und diese großen »Brummer waren es auch, die ihm die Aufgabe des »Kammerjägers« einbrachten. »An einem heißen Julitag Ende der 70-er Jahre rief ein Ehepaar die Feuerwehr zu einem alten Fachwerkhaus an der Varler Schule. Dort fühlte sich ein älteres Ehepaar durch ein Hornissennest gefährdet. Doch mit der Spritze konnten die Männer nichts gegen die Hornissen ausrichten«, erinnert sich Sander. Plötzlich habe ein junger Feuerwehrmann ausgerufen: »Kiek moal, doa achtern Schaulgarten is de Sanner bi sin Immen, de dait us helpen, de hett kain' Schiß vor Pärwespen, de makt dat.«- »Aber düsse Kerl makere te gar nicks«, lacht Sander, wenn an diesen Vorfall zurückdenkt. Vielmehr überzeugte er das Ehepaar von der Ungefährlichkeit dieser »Brummer«.
Dieses Ereignis blieb trotzdem nicht ohne Folgen. Denn immer häufiger rief zuerst die Feuerwehr, dann auch das städtische Ordnungsamt Gerhard Sander, der hauptberuflich als Lehrer unterrichtete, an. Aufträge dieser Art, besonders die Beseitigung von Wespennestern führten ihn über Rahden, die Außenortschaften, Espelkamp, Gestringen und Lübbecke bis nach Petershagen. »De Sanner maket dat, klettert met sien einen Oarm de Letter hok und Geld will'e ok nich häbben«, erzählten die Leute. »Für mich war es schön, durch diese Einsätze als ÝDDR-ZugewanderterÜ zu den Einheimischen Kontakt zu finden. So bin ich seit 25 Jahren der ehrenamtliche Kammerjäger von Rahden«, schmunzelt Sander, den übrigens gerade eine Wespe gestochen hat. »Beim Fallobstaufsuchen ist mir das seit Jahren zum ersten Mal wieder passiert. Aber es gibt in diesem Sommer tatsächlich ungewöhnlich viele dieser stechenden Insekten, die ihm Gegensatz zur Biene den Stachel nicht verlieren, wenn sie gepiekst haben. Jeder, der sich im Freien bewegt, sollte den lästigen Insekten aus dem Weg gehen«, meint Sander.
Auch der Naturschutzbund rät zur Vorsicht. »Draußen sollten anfliegende Tiere bedächtig weggeleitet, süße Speisen und Getränke immer sorgfältig abgedeckt und aus Flaschen nur mit dem Strohhalm getrunken und nicht barfuß über Fallobst gelaufen werden. Gesunden Menschen, die nicht allergisch reagieren, können Stiche grundsätzlich nichts anhaben, es sei denn, die Verletzungen befinden sich im Mund- oder Rachenbereich«, warnt der Naturschutzbund. In solchen Fällen müsse sofort ein Arzt aufgesucht werden, da durch die Schwellungen eine Verengung der Atemwege verursacht werde und die Erstickung drohe. In akuten Fällen sei es sogar ratsam, umgehend den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 zu informieren.

Artikel vom 18.08.2006