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Schlachthof kann jeder nutzen

Bühner Fleischerei ist Anlaufstelle für Hausschlachter und Privatkunden

Von Ralf Benner (Text und Foto)
Bühne (WB). »Fleisch ist ein Stück Lebenskraft«, heißt es in einer bekannten Werbung der deutschen Agrarwirtschaft. Ein Fachmann, der weiß, wie das richtige Stück Fleisch verarbeitet oder die beste Wurst für die Leibgerichte seiner Kunden hergestellt wird, ist Fleischermeister Uwe Klare aus Bühne.

In enger Absprache mit dem Veterinäramt des Kreises Höxter hat der Rat der Stadt Borgentreich den Schlachtbetrieb in der Fleischerei des 40-Jährigen im Juni dieses Jahres als öffentliche Schlachtstätte anerkannt. Seit dem 1. Juli ermöglicht Uwe Klare jedermann aus dem Stadtgebiet das Schlachten in seiner Firma. Vergleichbare Schlachthöfe gibt es in unserer Region nur in Paderborn und Warburg. »Privatkunden und Hausschlachter können mit ihren Tieren zu mir kommen, zum Beispiel Familien, die sich zu Hause nur ein Schwein halten. Die Tiere werden dann von mir zerlegt und auf Wunsch auch weiterverarbeitet«, erklärt der Bühner.
Die Kapazität für eine solche öffentliche Schlachtstätte sei in seinem Betrieb vorhanden und noch lange nicht ausgeschöpft. In jeder Woche würden im Kreis Höxter durchschnittlich 500 Schweine geschlachtet. Diese Menge könnten seine 25 Beschäftigten allein bewältigen, erläutert der Fleischermeister anschaulich.
Das Interesse an einem solchen Schlachthof sei vorhanden und werde nach seinen Worten in Zukunft noch wachsen. »Die fehlenden räumlichen Voraussetzungen sind einer der Gründe, die dazu führen, dass im privaten Bereich Schlachtungen kaum noch möglich sind«, schildert Uwe Klare. »Früher wurde in den Dörfern noch hinter jeder Tür geschlachtet. Das Schwein im Haus sicherte häufig die Versorgung der Familie für ein ganzes Jahr.
Heute ist das unvorstellbar«, erinnert sich der Bühner, der die Metzgerei in zweiter Generation führt und in den Anfängen selbst noch Hausschlachtungen vornahm. Der Verbraucher, der das Fleisch in der Regel nur noch weiterverarbeitet und vakuumverpackt aus dem Supermarkt kennen würde, verliere immer mehr den Bezug zur Produktion von Fleisch- und Wurstwaren, bei der nun einmal Tiere getötet und zerlegt werden müssten.
Einen weiteren Grund für die Notwendigkeit von öffentlichen Schlachthöfen nannte Klare im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Er wies auf das ab 1. Januar dieses Jahres geltende Hygienerecht in der Europäischen Union hin, das kleingewerbliche Schlachtungen schon jetzt stark beeinträchtige und nach seinen Angaben im Jahr 2010 sogar noch verschärft werden soll.
»Es werden in Zukunft erhebliche Auflagen in Bezug auf Hygiene und Anforderungen an die Ausstattung von Schlachträumen auf die Fleischerbetriebe zukommen, so dass kleinere Firmen diese Bedingungen - gerade aufgrund hoher Investitions- und Personalkosten - nicht mehr erfüllen können oder wollen«, so Klare.
Der Betreiber des öffentlichen Schlachthofes in Bühne wird im Auftrag der Kommune tätig. Eine Einflussnahme der Stadt Borgentreich auf das Unternehmen ist vertraglich sichergestellt. Diese rechtliche Absicherung sei notwendig, führt die Stadt Borgentreich aus.
»Die Betriebsführung liegt allein in meinen Händen. Die Verantwortung und das unternehmerische Risiko für die Schlachtstätte trage ich«, erläutert Uwe Klare.

Artikel vom 18.08.2006