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»Da war kein Tropfen Wasser«

Ein Maurer erinnert sich an den Bau der Rinderhalle des Schlachthofs

Von Thomas Hochstätter
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Heilquellenschutz und tiefergelegter Autobahnlückenschluss. An diesem angeblichen Widerspruch arbeitet sich die Notgemeinschaft weiter ab.

Jetzt haben die Gegner der Nordumgehung einen Zeitzeugen aufgetrieben, der das wichtigste Argument der Verhinderer der Troglösung in Zweifel zieht: den hohen Grundwasserstand.
Jürgen Tepel (61) war Maurerlehrling, als die Rinderhalle des Oeynhausener Schlachthofs an der Mindener Straße gebaut wurde, etwa zwischen dem heutigen Standort von Berufskleidung Kreylos und der Erdgastankstelle. Gestern stand er auf Einladung der Notgemeinschaft wieder dort und zeigte den Grundriss des inzwischen abgerissenen Gebäudes.
»Da war der Eingang. Und hier ging der Weg herum. Das lag alles noch viel tiefer als heute. Das Niveau der Tankstelle hier ist ja etwa drei Meter aufgeschüttet worden«, erklärt er. Jürgen Tepel erkennt am Ende der Straße Hinterm Gradierwerk noch einen Mauerrest wieder. »Und da hinten ist gebohrt worden.« Acht bis zehn Meter tief habe man sich in das Erdreich hineingearbeitet. »Mit einem Durchmesser von vielleicht 40, 50 Zentimetern, so genau weiß ich das nicht mehr.« Und diese Bohrung sei dann mit Stahlbeton gefüllt worden, um die Rinderhalle vorm Wegrutschen in Richtung Werre zu bewahren. »Da geht es ja mächtig runter«, sagt Jürgen Tepel und führt seine Zuhörer den Weg um die Erdgastankstelle herum.
Das mit der Baustelle habe 1962/63 noch richtig lange gedauert, erzählt der Werster. »Da hat man nicht einfach fertige Platten hingestellt. Das war ein richtiger Klinkerbau. Sechs, sieben Monate brauchte man dafür. Und da war nie ein Tropfen Wasser.« Ein extrem hoher Grundwasserstand, wie er während der Autobahnplanungsphase in den achtziger Jahren gegen die Troglösung ins Feld geführt wurde, sei nie Thema gewesen auf dem Bauplatz Mindener Straße. »Der Grundwasserstand hängt doch eher mit dem Werreniveau zusammen«, glaubt er. Und die liege viel tiefer. Das erlebe er jetzt am Werster Sportplatz. »Weil das Sielwehr abgesenkt ist, kommen wir an das Wasser in unserem Brunnen nicht mehr heran.« Nein, Mitglied in der Notgemeinschaft sei er nicht, aber dass das mit dem Quellenschutz Blödsinn sei, das habe er doch mal sagen wollen.

Artikel vom 18.08.2006