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Alte Uhr »erwacht« zum Leben

Heimathaus Wehdem zeigt interessante Exponate - Geschichte erforscht

Von Matthias Lippold
Stemwede-Wehdem (WB). Gleich zwei Premieren gab es jetzt im Heimathaus Wehdem zu bestaunen: Eine restaurierte Uhr aus dem späten 18. Jahrhundert sowie eine Familiendokumentation, beginnend im 17. Jahrhundert. Beides sind Ergebnisse der Arbeit von engagierten Wehdemer Bürgern.

Diese Uhr weiß wirklich seit Jahrhunderten, was die Stunde geschlagen hat. Karl-Heinz Schmidt gab sich viel Mühe, um dieses Zählwerk, das einst den Zeiger auf dem Zifferblatt der gegenüberliegenden Kirche rotieren ließ, zu restaurieren. Ein zeitgenössisches Schreiben, so Hans Niermann vom Beirat des Heimathauses, gebe Anlass, »die Uhr auf das späte 18. Jahrhundert zu datieren«. Nun glänzt sie im Heimathaus und lenkte am Sonntag die Blicke vieler Besucher auf sich, als sie nach zweijähriger Arbeit präsentiert wurde.
Aber auch eine Ausstellung fand die Aufmerksamkeit der Besucher. Günter Winkelmann hat sich auf Spurensuche seiner Vorfahren begeben und rekonstruierte seine Familiengeschichte, beginnend ab dem 17. Jahrhundert. Die dazu notwendigen Quellen stammen aus einem Koffer auf seinem Dachboden, in dem sich - in Tabak eingelegt - Familiendokumente befanden.
Vor wenigen Jahren hat er dann den Entschluss gefasst, die Dokumente ganz durchzusehen und zu archivieren. »Während dieses Hobbys habe ich gelernt, mit einem Notebook umzugehen. Schließlich habe ich alle Texte eingescannt und von Süterlin in eine nun verständliche Schrift übersetzt.«
Eine Mammutaufgabe, schließlich waren es mehr als 120 Dokumente. Schnell fand er sich in die Rolle eines Historikers wieder, der Quellenforschung betrieb: »Nicht alles war zu entziffern. Oft musste ich auch andere Texte des gleichen Autors zu Rate ziehen, um dessen Schrift lernen und entziffern zu können.«
Das Ergebnis ist mehr als eine reine Familiengeschichte, vielmehr begaben sich die Betrachter auf eine spannende Zeitreise durch die damaligen Lebensumstände, unter denen einfache Leute zurecht kommen mussten. Erlaubte die »Königliche Krieges und Domainenkammer Minden« die Änderung des Testaments zugunsten des Ältesten bei geltendem Jüngstenrecht?
Wieviele »Fuhren«, also Transportreisen, nach Minden oder Osnabrück erwartete die Obrigkeit? Selbst der Verlauf eines Rechtsstreit aus dem 18. Jahrhundert um Landzuteilung wurde dokumentiert.
Antrieb sei für Winkelmann zum einen gewesen, das nicht immer einfache Leben der Menschen damals darzustellen und zum zweiten die zahlreichen Dokumente durch die Übersetzung lesbar zu machen, auch für jüngere Generationen.
Das Engagement Karl-Heinz Schmidts und Günter Winkelmanns zeigt, wie Vergangenheit ein Stück weit lebendig gehalten werden kann. Die Besucher zeigten sich davon jedenfalls überaus angetan.

Artikel vom 18.08.2006