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Fußball-Vorbild
Miroslav Klose

Der Bremer trifft schon wieder

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bremen (WB). Der Mann ist schon unglaublich. Kommt aus dem Urlaub, absolviert nur eine verkürzte Vorbereitung, geht auf den Platz und trifft gleich wieder. Miroslav Klose - das deutsche Fußball-Vorbild.

Erst führte er Werder Bremen in Hannover fünf Minuten vor Schluss auf die Siegerstraße, dann servierte Klose mit seinen Länderspieltoren 30 und 31 die Schweden ab. Die Saison ist gerade eine Woche alt, da hat sich der 28 Jahre alte Stürmer gleich wieder eingeschossen. Dabei war ausgerechnet er es, der nach WM-Abpfiff erhebliche Bedenken anmeldete: »Bald kommt wieder der Fußball-Alltag. Ich weiß, was das heißt: Laufen, Laktattest und so weiter. Das wird nicht so einfach.« Für ihn offenbar schon. Ein Formverfall bei Miro Klose ist nicht feststellbar.
Bei der Neuauflage des WM-Achtelfinals gegen die Skandinavier in Gelsenkirchen fiel vor allem auf, wie krass der Unterschied zwischen Klose und Lukas Podolski ist. Während der sieben Jahre jüngere Juniorpartner im deutschen Angriff noch schwer um die Wiederherstellung seiner WM-Verfassung ringt, zieht der Bremer Routinier schon wieder ganz abgeklärt seine Schussstiefel an. Lahme Schweden kamen gerade recht, um die ohnehin schon starke Statistik noch weiter aufzumöbeln. Klose zählt nun 62 Einsätze und hat dabei 31 Mal getroffen. Ein halber Treffer pro Länderspiel - das ist eine Top-Quote, von der andere höchstens träumen dürfen.
Und wer die Kugel so oft versenkt wie er, bekommt irgendwann auch die Goldene Kugel dafür. Sie wurde dem Fußballer des Jahres vor dem Anpfiff in Gelsenkirchen überreicht. Für 25 Bundesliga-Treffer in der vergangenen Saison erhält der gebürtige Pole zudem noch die Torjäger-Kanone. Erfolgreichster WM-Schütze mit fünf Toren ist der Vollstrecker in diesem Jahr auch gewesen.
Am besten charakterisiert ihn aber vielleicht eine ganz andere Auszeichnung. Die Fairplay-Trophäe gehört auch zu seinen Schätzen. Klose intervenierte beim Schiedsrichter, als der in Werder Bremens Heimbegegnung gegen Arminia Bielefeld nach einem vermeintlichen Foul von Mathias Hain einen Elfmeter pfiff und dem Schlussmann auch noch die gelbe Karte zeigte. Beide Entscheidungen wurden zurückgenommen.
Wie er gewinnt, ist ihm nicht egal, Klose siegt lieber legal. Manchmal scheint er auch so gar nicht in diese von Egotrips beherrschte Fußball-Welt zu passen. Nur sollte ihn niemand unterschätzen deswegen. Der Mannschaftsspieler Klose verfolgt durchaus auch eigene Ziele und weiß ganz genau, was er will. Ins Ausland zum Beispiel. Das muss nicht jetzt sein und kann warten, doch bevor sich die besten Jahre ihrem Ende entgegen neigen, wird er wohl noch einmal auswandern.
Und ein »richtiger« Titel fehlt ihm auch noch. Klose war noch nie deutscher Meister oder Pokalsieger. »Nur« Vizeweltmeister und WM-Dritter. Man könnte also feststellen: Noch ist die Karriere unvollendet. Er wird das ändern.

Artikel vom 19.08.2006