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Bauplatz-Nachfrage ist im Keller

Nach Wegfall der Eigenheimzulage ist das Grundstücksgeschäft schwierig

Von Oliver Horst (Text und Foto)
Versmold (WB). Jahrelang boomte der Eigenheimbau in Versmold, waren Grundstücke in den Neubaugebieten ruckzuck vergeben -Êdoch in diesem Jahr sieht vieles anders aus. »Die Nachfrage war im ersten Halbjahr sehr verhalten«, sagt Peter Nagel, Chef der Immobiliengesellschaft »Bau und Grund Nagel«. Auch Uwe Franke, bei der Stadt für die Vermarktung der Grundstücke in den Baugebieten zuständig, spricht von einem gedämpften Interesse.

Als Dreh- und Angelpunkt für die Zurückhaltung potentieller Bauherren sehen beide Experten vor allem die Eigenheimzulage. Mit dem Wegfall der staatlichen Häuslebau-Förderung zum Jahresbeginn, die Familien mehr als 20 000 Euro in acht Jahren bescherte, sei auch das Interesse an Baugrundstücken weggebrochen. »Es gab in den vergangenen Jahren, als die Eigenheimzulage ständig zur Diskussion stand, immer wieder einen Ansturm«, sagt Peter Nagel. Viele, die sich Gedanken über einen Hausbau gemacht hatten, hätten spätestens Ende 2005 mit dem Antrag auf Baugenehmigung den Grundstein gelegt, um noch in den Genuss der Förderung zu kommen. »Dass wir Anfang dieses Jahres wegen des Vorzieheffektes ein Loch sehen werden, war deshalb klar«, sagt Peter Nagel.
Der Immobilienexperte hofft jetzt, dass sich noch in diesen Wochen die Nachfrage belebt. »Wer beim Hausbau die Mehrwertsteuererhöhung sparen will, für den ist die Frist aber meist abgelaufen.« Denn die Schlussrechnung müsse noch in diesem Jahr bezahlt werden. »Das Finanzamt erkennt bei schlüsselfertigem Bauen keine Teilrechnungen und Abschläge an«, sagt Nagel. Um 4000 bis 6000 Euro, so der Experte, dürfte die Mehrwertsteuererhöhung den Hausbau verteuernÊ-wenn sie denn in voller Höhe an die Kunden weitergegeben wird. »Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Handwerker so verfahren, weil sie selbst arg gebeutelt sind. Aber der Wettbewerb ist sehr intensiv.« Bei Gebrauchtimmobilien dagegen spiele die Steuererhöhung kaum eine Rolle, sagt Nagel: »Auf den Kaufpreis fällt keine Mehrwertsteuer an.«
Uwe Franke sieht neben steigenden Zinsen noch einen weiteren Grund für ein andauerndes Nachfrageloch: »Es steht die Unsicherheit im Raum, wie künftige Förderprogramme als Ersatz für die Eigenheimzulage aussehen. In der Übergangszeit will niemand einer der Gekniffenen sein.« Dass die als »Wohn-Riester« ins Gespräch gebrachte künftige Förderung von Immobilienbesitz einen solch großen Stellenwert besitzen wird wie es bei der Eigenheimzulage der Fall war, glaubt Peter Nagel indes nicht: »Ich kann mir kaum vorstellen, dass mehr als maximal ein Ausgleich der Mehrkosten durch die Mehrwertsteuererhöhung beim Hausbau möglich sein wird.«

Artikel vom 15.09.2006