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Neuer Wind in
der Gemeinde

Ute Wendorff wird verabschiedet

Warburg (WB). Auch wenn das offizielle Besetzungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist: Bei Pfarrerin Ute Wendorff stehen alle Zeichen auf Veränderung. Zum neuen Schuljahr hat die 52-Jährige den Gemeindedienst in Warburg-Herlinghausen verlassen. Nachdem sie bereits ein Jahr lang am Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg in Paderborn unterrichtet hat, ist nun ein Auftrag für das Johann-Conrad-Schlaun-Berufskolleg in Warburg hinzugekommen.

Für die Kirchengemeinde Warburg bedeutet das: Nach dem Abschied von Pfarrer Claus-Jürgen Reihs, der 2005 vollständig in den Schuldienst wechselte und dem Weggang von Ute Wendorff bleibt derzeit »nur« noch Pfarrer Kar-Heinz Bartsch. Eine weitere halbe Stelle (von ursprünglich zweieinhalb) wird voraussichtlich zur Wiederbesetzung freigegeben. Auch hier also große Veränderungen. »Ich wünsche der Gemeinde, dass es ihr gelingt, als selbstständige und fröhliche Gemeinde die bevorstehenden Herausforderungen anzugehen und zu meistern«, kommentiert Ute Wendorff. Sie selbst blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf Abschied und Neubeginn.
»Es waren für mich gute 21 Jahre«, blickt sie zurück. Unterschiedlichste Schwerpunkte haben ihre Arbeit bestimmt, in den ersten Jahren etwa das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung: Friedenswochen, eine überkonfessionelle Friedensgruppe, Ostermärsche oder Südafrika-Boykott waren Kennzeichen dieser Zeit.
Später engagierte sich die Pfarrerin im Aufbau der kreiskirchlichen Partnerschaft mit Ilemera in Tansania: »Durch die Partnerschaft ist viel neuer Wind in die Gemeinden gekommen«, berichtet Ute Wendorff. »Der Kontakt mit einem so anders geprägten Volk war vielen Gemeindegliedern völlig neu.« So hätten viele Warburger einen ganz anderen Blick auf Asylbewerber und Zuwanderer in ihrer Stadt bekommen. »Auch die Lebendigkeit, mit der die Tansanier musizieren und Gottesdienst feiern, hat uns sehr gut getan«, erinnert sich die Pfarrerin.
Das Bedürfnis der Menschen in Warburg nach seelsorgerischen Gesprächen ist mit der Zeit gewachsen, auch hier war die Pfarrerin gefordert. Besonders in der Zeit, als die Kriegsgräuel im ehemaligen Jugoslawien die Erinnerungen vieler Warburger an eigene Kriegserfahrungen wieder aufleben ließen. »Die evangelische Gemeinde in Warburg bestand damals zum größten Teil aus Kriegsflüchtlingen, die aus Pommern, Schlesien oder Ostpreußen stammten«, so die Pfarrerin. »Hier gab es viel aufzuarbeiten.«
Trotz aller guten und intensiven Erfahrungen: »21 Jahre sind genug«, ist sie überzeugt. Die Theologin, die in Nordrhein-Westfalen aufwuchs, in Marburg und Göttingen studierte und Gelsenkirchen-Schalke ihre erste Pfarrstelle antrat - gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl-Ludwig Wendorff, übrigens als erstes Pfarrerehepaar in Westfalen mit dieser Aufgabenteilung -, sucht jetzt eine neue Herausforderung. Und die Erfahrungen in der Schule sind gut: »Vor allem wenn die Gruppen klein sind, bekomme ich meist schnell einen guten Kontakt zu den Schülern«, berichtet sie. Ihre schulische Themenpalette reicht von Grundinformationen über den christlichen Glauben bis hin zu »Fußball als Religion«.
Als Gemeindeglieder bleiben Pfarrerin Wendorff, Mutter von zwei erwachsenen Söhnen und einer Tochter, und ihr Mann den Warburgern erhalten. Aus dem Amt wird sie am Sonntag, 27. August, um 15 Uhr offiziell verabschiedet. Sowohl zum Gottesdienst als auch zum anschließenden Abschiedsfest im Pfarrgarten, Sternstraße 19, sind nicht nur viele Ehrengäste, sondern auch alle Gemeindeglieder eingeladen. Um vorherige Anmeldung im Pfarrbüro wird bis Donnerstag, 24. August, gebeten: Telefon 05641/8521.

Artikel vom 16.08.2006