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Gewerbe auch für »Frequenzbringer«

Uneins in der Standortfrage - Infoabend der CDU - Heute Vorentscheidung im Bauausschuss

Von Erwin Eisfeld
Lübbecke (WB). Die Ansiedlung eines so genannten Frequenzbringers zur Erhöhung der Attraktivität der Innenstadt wird die Lübbecker in den nächsten Monaten noch intensiv beschäftigen. Die Geschäftswelt begrüßt die Ansiedlung, ist sich über den Standort allerdings uneins. Zudem dürften in der City keine Parkplätze vernichtet werden, so die Händler.

Um herauszufinden, ob ein Frequenzbringer überhaupt Sinn macht - und falls ja, in welcher Größenordnung und an welchem Standort - hatte die CDU am Montagabend Bürgerschaft und Gewerbetreibende zu einem Informationsabend in die Volksbank eingeladen. Die Besucherresonanz war erstaunlich groß, ein Indiz für die herausragende Bedeutung des Themas.
Bekanntlich hatten im Juni Projektplaner ihre Entwürfe im Fachausschuss vorgestellt (die LK berichtete mehrfach darüber und stellte in lockerer Folge die einzelnen Entwürfe vor). Jetzt geht der politische Raum in die Öffentlichkeit, weil offenbar die Zeit drängt. Wie in der CDU-Veranstaltung verlautete, soll bereits am 18. Oktober von der Bürgermeisterin darüber im Bauausschuss berichtet werden, was die Gespräche mit den drei Planern, die als Standort den Busbahnhof favorisieren, ergeben haben. Denn: Die Verwaltung habe sich dafür ausgesprochen, den Gänsemarkt als Standort für die Ansiedlung eines Frequenzbringers aufzugeben. Darüber hat allerdings der Bauausschuss heute in öffentlicher Sitzung (17 Uhr, Rathaus) erst noch zu entscheiden.
Hintergründig spielt dabei sicherlich die Problematik der Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandelsbetriebes auf dem Gelände der Hucke AG an der Blase-Kreuzung eine Rolle. Dort gibt es einen rechtkräftigen Bebauungsplan mit der Einschränkung, dass nur nicht-innenstadtrelevantes Sortiment zugelassen ist. Die Hucke AG hat am 11. Juli eine Änderung des Bebauungsplanes beantragt, die von der Verwaltung allerdings abgelehnt wird. Grund: laut Projektentwickler wollen Investoren auf dem ZOB oder Gänsemarkt nur dann aktiv werden, wenn keine Konkurrenz von der Blase-Kreuzung droht. Um Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, sollte die Stadt selbst die Hucke-Fläche kaufen und vermarkten, riet ein Zuhörer unter Hinweis auf teures »Strafgeld« in einem Gehlenbecker Fall. Übrigens: Auch über die beantragte B-Plan-Änderung entscheidet heute der Bauausschuss.
Zurück zum Frequenzbringer: In der von CDU-Fraktionschef Heinrich Esdar moderierten Infoveranstaltung wurde zweieinhalb Stunden intensiv über Sinn und Zweck und mögliche Standorte eines Frequenzbringers diskutiert. Sechs Varianten wurden vorgestellt: drei auf dem Gänsemarkt und drei auf dem ZOB. Aber nur bei zwei Entwürfen bleibt Parkraum - die Lebensader des Lübbecker Einzelhandels - angemessen erhalten. Gerade die im Vergleich zu Nachbarstädten positive Parkraumsituation ist ein Pluspunkt für Lübbecke und dürfe nicht gefährdet werden, forderten die Geschäftsleute nachhaltig. Kritik wurde auch am Zeitdruck geäußert: es gebe noch Gesprächsbedarf mit den Planern, um sich ein abschließendes Urteil zu bilden.
Immerhin gab es am Ende der Veranstaltung unter den rund 50 Teilnehmern eine Probeabstimmung. Nahezu alle waren für die Ansiedlung eines Frequenzbringers, einen Patt gab es in der Standortfrage - da der Lieblingsstandort Gerlach Illusion ist.
Im Groben lässt sich sagen, dass auf dem Gänsemarkt vorrangig Discounter im Lebensmittelbereich mit Shop-Anbietern entstehen könnten, auf dem Busbahnhof eine wesentlich größere Variante (H&M und C&A sind im Gespräch) unter Einbeziehung des Kaufhauses Deerberg mit bis zu 10 000 qm Gesamtfläche.

Artikel vom 16.08.2006